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Soldan, Wilhem

Lehrer, Archäologe
* 07.05.1842 Burkhards/Schotten
† 02.07.1905 Darmstadt
Der Pfarrerssohn Franz Ludwig Wilhelm Soldan wurde in Burkhards, heute Stadtteil von Schotten im Vogelsberg, geboren. Er wuchs in Butzbach-Münster in der Wetterau auf, machte 1859 in Gießen das Abitur und studierte zunächst Kameralwissenschaft, später Mathematik und Physik für das höhere Lehramt. Alles deutete bei ihm auf die Laufbahn eines hoch qualifizierten Schulmannes hin. Er arbeitete am Schullehrerseminar in Friedberg, später als Dirigent der städtischen Realschule von Groß-Umstadt, als Lehrer an der Darmstädter Realschule, als Direktor der Realschule I. und II. Ordnung in Gießen und schließlich als Direktor des Realgymnasiums und der Realschule in Mainz. Mit 46 Jahre wurde er Oberschulrat im Hessischen Innenministerium und 1898 Ministerialrat.

Seine zunächst private aber zunehmend auch berufliche Leidenschaft galt der Archäologie. Seit 1877 war er Mitglied des Gießener Historischen Vereins und 1890 dessen Vizepräsident. Er untersuchte Grabhügel, forschte über den Limes in Hessen und der Rheinprovinz und veröffentlichte dazu zahlreiche Artikel. 1891 wurde er Mitglied der Reichs-Limeskommission, 1894 ordentliches Mitglied des Kaiserlich-Archäologischen Instituts. Im Ruhestand konnte er endlich ganz seinen archäologischen Interessen nachgehen. 1901 wurde Soldan zum ersten hessischen „Denkmalpfleger für die Altertümer und bewegliche Gegenstände“ ernannt. 1902 erließ das Großherzogtum Hessen das erste moderne Denkmalschutzgesetz Deutschlands. Dem daraufhin gebildeten Denkmalrat gehörte Soldan als einziger Archäologe an. Er starb nach längerer schwerer Krankheit in Darmstadt.

Als einziger namhafter Archäologe hat Wilhelm Soldan in Eberstadt im April 1900 auf der Suche nach römischen Spuren in Eberstadt Ausgrabungen vornehmen lassen. Er war überzeugt, am Steigerts ein römisches Erdkastell aus der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts gefunden zu haben. In der Gewann „Sonnäcker“ (heute Flur 15 Steigertsweg/Mainstraße) fand er in 1,50 Meter Tiefe die Reste eines römischen Gutshofes (villa rustica). Seine Berichte und Zeichnungen zu den Funden verschwanden in den Akten der Reichslimeskommission und wurden erst 2021 wiederentdeckt.