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Horn-Staiger, Ingeborg

Historikerin, Direktorin Volkshochschule DA
* 05.06.1928 Königsberg
23.03.1997 Darmstadt
Ingeborg Horn-Steiger wurde als Tochter des Schiffbauingenieurs Friedrich Staiger und dessen Ehefrau Paula geb. Witt in Königsberg geboren. 1944 zwangen die Kriegsumstände zur Flucht nach Jena, wo sie 1946 das Abitur ablegte und 1949 heiratete. 1951 erfolgte das Staatsexamen, 1952 die Promotion zum Dr. phil. mit der Dissertation „Der neuzeitliche Revolutionsbegriff bei Ranke“ an der dortigen Friedrich-Schiller-Universität und auch die Geburt ihres Sohnes. Anschließend arbeitete die Historikerin als wissenschaftliche Assistentin bis zu ihrer Flucht aus der DDR 1955. Nach Lehraufträgen in Göttingen und Kassel kam sie ab 1. Juli 1964 als Jugendbildungsreferentin nach DA, um dann ab 1965 als Pädagogische Mitarbeiterin für Politische Bildung und Medienarbeit an der Volkshochschule zu beginnen.
In ihren ersten Darmstädter Jahren wurden Sinn und Nutzen dieser Einrichtung noch wenig Bedeutung beigemessen, insofern waren Schritte der Modernisierung mühsam und erst das Inkrafttreten des Hessischen Gesetzes über Volkshochschulen (1970) ermöglichte deren Ausbau. Mit den Grundstudienprogrammen schuf sie eine gravierende Modernisierung der Volkshochularbeit, was 1969 mit der Beförderung zur stellvertretenden Leiterin und 1972 zur Direktorin der Volkshochschule Anerkennung fand. Funkkolleg, Zertifikatskurse und das Nachholen von Schulabschlüssen ließen erkennen, dass die bundesweit erklärte ‚realistische Wende’ auch in DA Einzug in das Programm der vhs gefunden hatte. Zeitgerecht gehörte für die Entwicklung und Weiterbildung der ersten EDV-Kurse ein hauptberuflich Pädagogischer Mitarbeiter zum Team, das Horn-Staiger kollegial führte. Als erste von allen Hessischen Volkshochschulen legt Horn-Staiger auf Anregung von OB Heinz Winfried Sabais 1974/75 einen zweistufigen Entwicklungsplan für die vhs Darmstadt vor, was die Kommunalpolitik stärker in den weiteren Ausbau der „größten Schule Darmstadts“ einbezog.

Horn-Staiger setzte sich stets für zeitgemäße Veränderung vor Ort, aber auch durch ihre progressive Gremienarbeit auf der Landes- und Bundesebene ein. Die Paarung von Wissenschaft und Praxis, der Umbau vom Einzelvortrag zur Erweiterung der Lernkurse, vom Abendbetrieb zum Tages- und Wochenkurs, die Orientierung an beruflichen Weiterbildungszielen und die Kooperation mit der TH Darmstadt waren markante Aufgabenlösungen der 1970er und 1980er Jahre. Mit dem „Pädagogischen Forum“ und der Filmarbeit setzte sie weitere Akzente einer modernen Weiterbildung in DA.
Ihre jahrzehntelange Mitarbeit in der Redaktion der „Hessischen Blätter für Erwachsenenbildung“ ist in ungezählten Fachbeiträgen dokumentiert. Der engagiert wahrgenommene Lehrauftrag am Institut für Pädagogik an der TH Darmstadt schenkte Horn-Staiger die erwünschte universitäre Verbindung. Mit ihrer stets gepflegten Sopranstimme, die sie bei Liederabenden sowie Herbst- und Frühjahrskonzerten zu Gehör brachte, verriet sie musische, beim wöchentlichen Volleyballspiel und beim Erlangen des Sportabzeichens ihre sportlichen Neigungen. Auch im Ruhestand ab 1990 wirkte sie weiter ehrenamtlich in regionalen Gremien der Erwachsenenbildung mit.

Lit.: Die Volkshochschule im Wandel. Aufsätze und Reden von Ingeborg Horn-Staiger, hrsg. und zusammengestellt von Ingrid Doderer i. A. der Freunde und Förderer der vhs Darmstadt und der vhs Darmstadt (Schriftenreihe Darmstädter Aspekte Nr. 3), Darmstadt 1999, Volkshochschule Darmstadt 1946-1996: Reden und Dokumentation zum fünfzigjährigen Bestehen in städtischer Trägerschaft, Red. Lisette Nichtweiss, Darmstadt 1996 (Darmstädter Dokumente 1); Nachruf in: Hessische Blätter für Volksbildung 2/1997, S. 180-181.