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Frankenstein, Burg

Die Burganlage wurde vermutlich im zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts errichtet. Bauherr war Konrad II. Reiz von Breuberg (Frankenstein, Herren von). Anlass für den Burgenbau war die Erwerbung einiger Herrschaftsgebiete in der Umgebung. Am 02.06.1252 stellte Konrad „super castro in Frangenstein“ eine Urkunde aus, womit die Burg erstmals erwähnt wurde. Der älteste Teil der heutigen Ruine mit den Resten des Palas und des Wohnturms stammt noch aus der ersten Bauphase. Nachdem sich die Herren von Frankenstein 1363 in zwei Linien geteilt hatten, die die Burg gemeinsam bewohnten und bewirtschafteten, erfolgten in den nächsten rund 150 Jahren mehrfach Erweiterungsmaßnahmen; die Vorburg mit Wirtschaftshof entstand, umgeben von einer starken Wehrmauer. Auch im 16. Jahrhundert wurde gebaut. Die ältere Linie errichtete die heute noch erhaltene Burgkapelle in der Vorburg, dazu Stallungen und Wirtschaftsgebäude. Auch der Pulverturm südlich der Burg stammt aus dieser Zeit. Nach dem Wegzug der Herren von Frankenstein verfiel die Burg allmählich. Mit dem alten Frankenstein verbunden blieben einige Legenden wie die Sage vom Ritter Georg von Frankenstein, der in der Nähe der Burg einen Drachen tötete, und die Geschichte vom „Frankensteiner Eselslehen“. Nach dem Verkauf an Hessen im Jahr 1662 wurden zunächst Invaliden und Gnadensöldner auf der Burg untergebracht. 1672/73 suchten die Einwohner umliegender Orte dort Schutz vor den Franzosen, darunter auch der Nieder-Beerbacher Pfarrer Johann Philipp Dippel, dem hier im August 1673 sein Sohn Johann Conrad Dippel geboren wurde. Zeitweise diente Burg Frankenstein auch als Haftanstalt. Im 18. Jahrhundert verfiel sie zusehends, weil weder Bewohner noch Regierung sich um das Gemäuer kümmerten. 1765 wurde in der Vorburg eine Försterei mit eigens erbauter Forsthofreite errichtet. Die Burgkapelle diente bis 1850 als Stall. Die Förster hatten vermutlich schon im frühen 19. Jahrhundert eine Gastwirtschaft eingerichtet, als der Frankenstein zum beliebten Ausflugsziel geworden war. Die Gastwirtschaft wurde auch nach Verlegung der Försterei vom Frankenstein weg im Jahr 1912 weitergeführt.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts erwachte im Zuge der romantischen Bewegung wieder das allgemeine Interesse an der Ruine. Luise von Mecklenburg-Strelitz, die spätere Königin von Preußen, die in DA ihre Jugendjahre verbrachte, zählte die Ruine zu ihren Lieblingsplätzen, ebenso wie andere Mitglieder des hessischen Fürstenhauses und eine zunehmende Zahl von Reisenden. Zwischen 1835 und 1893 wurde die Burgruine gesichert und nach heute nicht immer verständlichen Kriterien auf- und ausgebaut. So erhielt der Brückenturm 1892 und 1893 einen Aufbau und ein steiles Dach, ebenso der Wohnturm. Die Burgkapelle wurde 1853 wieder hergerichtet. Im Zweiten Weltkrieg befand sich eine Flakstellung auf dem Frankenstein. Am 24.03.1945 wurde die Burg bei einem Tieffliegerangriff durch Bomben beschädigt. Kurz danach besetzten amerikanische Truppen den Frankenstein, gaben die Burg selbst noch im Sommer frei und richteten in der Nähe eine Funkstation ein.

 

In den folgenden Jahren ging man allmählich daran, Kriegsschäden auszubessern und die verwahrlosten Wege zur Burg wieder herzurichten, damit Nieder-Beerbach und Eberstadt im Juli 1952 mit Schauspiel und Festzug das 700-jährige Bestehen der Burg Frankenstein begehen konnten. 1969/70 baute das Land Hessen mit einem Kostenaufwand von 2,6 Millionen DM einen modernen Hotel- und Gaststättenbetrieb an Stelle des alten Forsthauses und sicherte die Burgruine, um sie touristisch zu erschließen. Dafür baute das Land 1974 eine bei den Eberstädtern sehr umstrittene zweispurige Zufahrtsstraße, für die 3 Hektar Wald geopfert und einige Wanderwege verlegt werden mussten. Das Projekt einer Seilbahn von Malchen aus zum Frankenstein gab man wieder auf. Seit Dezember 1975 wurde die Burg nachts beleuchtet. 1977 veranstalteten Mitglieder der US-Streitkräfte erstmals in Anlehnung an Mary Shelleys Frankenstein-Roman ein Horrorspektakel an Halloween, zu dem 8.000 Besucher aus ganz Deutschland anreisten, und das seitdem trotz zwischenzeitlichen Verbots zur jährlichen Tradition geworden ist. 2007 erarbeitete Bauingenieur Michael Müller aufgrund jahrelanger Forschungen einen Lageplan der Burg im 16. Jahrhundert und schuf eine dreidimensionale Computeranimation, die den Frankenstein im Jahr 1545 zeigt. Etwa 600 m südlich der Burg Frankenstein liegt der so genannte „Magnetstein“ oder „Magnetberg“. Hier finden sich im Gestein einige auffallend polarmagnetische Klippen, die bereits 1808 erstmals wissenschaftlich beschrieben wurden.

Lit.: 750 Jahre Frankenstein. Festschrift zum Jubiläum, Darmstadt 2002; Vor 350 Jahren – Das Frankensteiner Land wird hessisch. Festschrift hrsg. vom Geschichtsverein Eberstadt/Frankenstein e.V., Darmstadt 2012; Kraft, Erich: Die Burg an der Bergstraße. In Ders. (Red.): Lesebuch zur Geschichte Frankenstein. Burg Herrschaft Familie, Darmstadt 2018, S. 10-13.