Stadtlexikon Darmstadt

Logo Darmstadt

SCH

Schöffler, Heinz

Journalist, Lektor
* 09.02.1921 Neustadt a. d. Weinstraße
30.04.1973 Heuchelheim-Klingen
Der Pfälzer, der von 1954 bis 1973 in DA lebte, verbrachte seine Kindheit im damaligen Neustadt an der Haardt, besuchte dann ein katholisches Gymnasium mit Internat in Sasbach bei Achern und konnte nach dem Abitur 1939 noch einige Trimester Germanistik, Zeitungswissenschaft, Theater- und Kunstgeschichte studieren, bevor er in den Krieg musste. Nach dem Krieg konnte er seine frühe Literaturbegeisterung zum Beruf machen, als Kultur-Journalist mit Beiträgen für Tageszeitungen, Zeitschriften und Rundfunkanstalten. Zugleich promovierte er in Münster bei Benno von Wiese. 1952 traf er in Heidelberg seinen alten Schul- und Studienfreund, den Schriftsteller Hans Bender wieder, dort lernte er auch Rosemarie Heinrich (pseud. Micheline Mauritz) kennen, beide heirateten 1954.

In DA war zu derselben Zeit eine Stelle zu besetzen: Der Hermann Luchterhand Verlag in Berlin und Neuwied, ein Fachverlag, der die Darmstädter Wiking-Druckerei erworben hatte, verlegte seine neue literarische Abteilung dorthin und suchte dafür einen Leiter (s.a. Verlage in DA). Schöffler bewarb sich und konnte mit dem Verleger Eduard Reifferscheid einen Anstellungsvertrag schließen. Das Ehepaar bezog eine Wohnung in der Soderstrasse und fand schnell Anschluss an die örtliche Kulturszene, mit Künstlern, wie Bernd Krimmel oder Ludwig Meidner, und mit den Schriftstellern des Darmstädter PEN-Stammtisches. Zu ihnen gehörte auch Gabriele Wohmann, nun Autorin des Luchterhand Verlages. Als Lektor der „Blechtrommel“ von Günter Grass wurde Heinz Schöffler 1959 bei Luchterhand zum Geburtshelfer einer neuen Literatur. Als 1960 die literarische Abteilung des Luchterhand Verlages zum Firmensitz nach Neuwied zog, blieb Heinz Schöffler in DA, trat als Leiter des Modernen Buch-Klubs in die Deutsche Buch-Gemeinschaft ein und entwickelte ein besonderes Programm mit Lizenzausgaben moderner Literatur aus dem In- und Ausland. Zehn Jahre später war er wieder freier Journalist und Herausgeber.

Heinz Schöffler, der wie seine ganze Generation nach dem Krieg noch einmal neu anfangen musste, brachte es bald zu besonderem Ansehen als Bewahrer einer vergessenen und unterdrückten Moderne, bis zurück zu den expressionistischen Künstlern und Literaten des Jahrhundertanfangs. Als Herausgeber besorgte er die zweibändige Faksimile-Ausgabe der großen Expressionismus-Reihe „Der Jüngste Tag“, die zwischen 1913 und 1921 im Verlag von Kurt Wolff erschien. Eine Anfang 1973 begonnene wissenschaftliche Tätigkeit zur Exilliteratur bei der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur wurde durch seinen frühen Tod vorzeitig beendet. Schöfflers Kunstsammlung von zeitgenössischen Darmstädter und Pfälzer Künstlern ist heute im Alten Schloss zu Höchst zu sehen, Micheline Schöffler, die zeitweise PEN-Sekretärin in DA war und Bücher übersetzte, hatte sie der Deutschen Stiftung Denkmalschutz übermacht.

Lit.: Bender, Hans (Hg.): Heinz Schöffler. Über Maler, über Dichter. Mainz 1975; Altenhein, Hans: Rückkehr der Moderne: Heinz Schöffler. (1921-1973), Aus dem Antiquariat 4/2018, S. 183-193.