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Mager, Jörg

Lehrer, Elektromusiker
* 06.11.1880 Eichstätt
† 05.04.1939 Aschaffenburg
Jörg Mager absolvierte nach dem Besuch der Volksschule und des Gymnasiums das Eichstätter Lehrerseminar und arbeitete seit Dezember 1906 als Lehrer und Organist in Aschaffenburg, wo er auch zu den Gründern der Volkshochschule zählte. Inspiriert durch die Orgel in der kath. Kirche von Aschaffenburg-Damm, die im heißen Sommer 1911 sehr verstimmt war, begann er mit Vierteltönen zu experimentieren und konstruierte 1912 ein Harmonium, das auf elektroakustischem Wege statt der üblichen Halbtöne Vierteltöne erzeugte. 1915 veröffentlichte er seine ersten Ergebnisse in einer kleinen Schrift „Vierteltonmusik“. Als Sozialist und Pazifist 1919 aus dem Schuldienst entlassen, verließ Mager seine Familie und ging nach Berlin, wo er sich als Hilfsarbeiter in einer radiotechnischen Fabrik durchschlug. 1922 arbeitete er hier in einem von der Reichspost zur Verfügung gestellten Studio an seinem „Sphärophon“, das auf den Donaueschinger Musiktagen 1926 großes Aufsehen erregte. Im Oktober 1928 kam er auf Einladung des Reichsverbands deutscher Tonkünstler und Musiklehrer zu dessen Jahrestagung nach DA. Hier gründete sich ein Verein zur Förderung von Magers Ideen, die „Studiengesellschaft für elektro-akustische Musik“ unter Vorsitz von Fabrikant Emil Schenck, die Magers Forschungen mit großen Geldsummen unterstützten. Die Stadt DA stellte Mager 1929 bis 1936 das Prinz-Emil-Schlösschen (Nachbarschaftsheim) für seine Studien, für die er insgesamt 40 Patente erwarb, zur Verfügung. Hier entstand sein Universalinstrument, das „Partiturophon“ bzw. die „Alltonorgel“, das auf elektroakustischem Weg Blas-, Streich- und Schlaginstrumente oder auch Kirchenglocken imitieren konnte. Mit einem Pedal konnte Mager jede Melodie beliebig um eine Oktave nach oben und unten transponieren. 1931 spielte er mit seinem Instrument die Gralsglocken in der von Arturo Toscanini dirigierten Parsifal-Aufführung bei den Bayreuther Festspielen und begleitete die Darmstädter Faust-Inszenierung im Goethejahr 1932. Auf einer anschließenden Auslandsreise stellte er sein Instrument in verschiedenen Ländern vor. Da die für die damalige Zeit revolutionären Instrumente nie zur „Serienreife“ gelangten und Mager sich den Zwängen einer geplanten wirtschaftlichen Nutzung seiner Erfindungen immer wieder verweigerte, verlor er jegliche Unterstützung, verließ DA 1936 und starb 1939, schwer zuckerkrank, in Aschaffenburg.

Lit.: Schenck, Emil: Jörg Mager, dem deutschen Pionier der Elektro-Musikforschung zum Gedächtnis, hrsg. von der städtischen Kulturverwaltung, Darmstadt 1953; Schweitzer, Philipp: Jörg Mager. In: Musik und Musiker am Mittelrhein, Bd. 1, Mainz 1974, S. 106-111; Donhauser, Peter: Elektrische Klangmaschinen. Die Pionierzeit in Deutschland und Österreich, Wien 2007, S. 23-42, 195-222.