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Kornfeld, Paul

Schriftsteller, Dramaturg
* 11.12.1889 Prag
† 25.04.1942 (vermutlich) KZ Lodz
Paul Kornfeld, aus einer wohlhabenden jüdischen Familie stammend, kam 1914 nach Frankfurt und heiratete hier 1916 die Schauspielerin Fritta Brod. 1927/28 war er für ein Jahr als Dramaturg am Darmstädter Landestheater beschäftigt, wo er scheiterte, weil er die seiner Meinung nach provinziell-spießigen und humorlosen Theaterkritiker der Zeitungen angriff, wobei er den Kürzeren zog. Er rächte sich mit seiner „Forschungsreise ins innerste Darmstadt“ (1929, in „Revolution mit Flötenmusik …“). 1930 ging Kornfeld nach Berlin, schrieb hier für die von Leopold Schwarzschild herausgegebene Zeitschrift „Das Tagebuch“ und kehrte 1932 in seine Heimat Prag zurück. Während der NS-Besatzung untergetaucht, wurde er denunziert und ins KZ Lodz deportiert. Zwischen 1917 und 1930 verfasste Kornfeld eine Reihe von Dramen und Komödien, die mit großem Erfolg in Frankfurt und Berlin uraufgeführt wurden. Seine Schrift „Der beseelte und der psychologische Mensch“ (1918) wurde wegweisend für den Expressionismus. Sein einziger, 1930 bis 1941 entstandener Roman „Blanche oder Das Atelier im Garten“ erschien postum 1957, seine Ursprünge sind in DA zu sehen. So kann man das „Atelier im Garten“ als Teehaus im Wolfskehlschen Garten identifizieren und eine Gestalt des Buches trägt Züge von Kasimir Edschmid. Ohne zu psychologisieren, wird in vielschichtigen Charakter- und Stimmungsbildern eine brüchig gewordene Welt gezeichnet.

Lit.: Maren-Grisebach, Manon (Hrsg.): Paul Kornfeld, Revolution mit Flötenmusik und andere kritische Prosa 1916-1932, Heidelberg 1977; Müller, Karlheinz: Zu Paul Kornfelds postum erschienenem Roman „Blanche oder Das Atelier im Garten“. In: Gaede, Friedrich / O’Neill, Patrick / Scheck, Ulrich (Hrsg.): Hinter dem schwarzen Vorhang. Die Katastrophe und die epische Tradition, Tübingen und Basel 1994, S. 167-175; Lexikon deutsch-jüdischer Autoren, München 2006, Bd. 14, S. 242-249.