Stadtlexikon Darmstadt

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Kahlert, Justus Georg

Tuchhändler, OB
* 13.03.1800 Darmstadt
† 22.12.1862 Darmstadt
Justus Georg Kahlert entstammte einer angesehenen Handwerkerfamilie, welche die Schönfärberei betrieb. Er selbst entschied sich beruflich für den Tuchhandel und gründete mit 22 Jahren ein Tuchwarengeschäft in der Ludwigstraße, das ein Jahr später an den Ludwigsplatz verlegt wurde. In Kontakt zur Politik kam Kahlert mit 31 Jahren, als er in den Gemeinderat gewählt wurde. Hier widmete er sich vor allem dem Armen- und dem Hospitalwesen. Er gründete das städtische „Arbeitshaus für arbeitsscheue und lüderliche Angehörige hiesiger Gemeinde beiderlei Geschlechts“ und erwarb sich Verdienste um eine bessere Ausbildung und Bezahlung des Krankenhauspersonals, indem er darauf drang, dass anstelle der Wärter, der „rohen und unbrauchbaren Subjekte, die sonst keinen anderen Dienst fanden“, ordnungsgemäß bezahlte „Individuen der gebildeten Klasse“ eingestellt würden (Klinikum DA). Kahlert vertrat DA im Hessischen Landtag und war Mitbegründer
der Ludwigs-Eisenbahn-Gesellschaft (Eisenbahn). Als der Darmstädter Stadtvorstand mit Bürgermeister Georg Friedrich Brust an der Spitze in den Wirren der Revolution 1848/49 sein Amt niederlegte, wurde Kahlert zum Bürgermeister gewählt. Er war Demokrat und vertrat energisch die Interessen der Bürger gegenüber dem Großherzog. Anlässlich der Silbernen Hochzeit Ludwigs III. und seiner Gemahlin Mathilde 1858 wurde er zum Darmstädter „Oberbürgermeister“ ernannt. Damit ist er der erste, noch ehrenamtliche, OB DAs.

In Kahlerts Amtszeit fallen für die Stadt wichtige Ereignisse wie die Einführung der Straßenbeleuchtung mit Gas, die Erweiterung des Krankenhauses, die Errichtung eines Hauptzollamts, die Erbauung der ersten Turnhalle und die Gründung einer höheren Mädchenschule (Viktoriaschule). Für seine Verdienste um DA erhielt er neben Auszeichnungen des Großherzogtums Hessen vom russischen Zaren den Stanislausorden III. Klasse. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Alten Friedhof in DA. Zehn Jahre nach seinem Tod wurde eine Straße im neu errichteten Johannesviertel nach ihm benannt.

Lit.: Rack, Klaus-Dieter / Vielsmeier, Bernd (Hrsg.): Hessische Abgeordnete 1820-1933. Biografische Nachweise für die Erste und Zweite Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen 1820-1918 und den Landtag des Volksstaats Hessen 1919-1933, Darmstadt 2008, S. 483.