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Heuss, Theodor

Publizist, Politiker
* 31.01.1884 Brackenheim bei Heilbronn
† 12.12.1963 Stuttgart
Nach dem Studium der Nationalökonomie in München und Berlin und seiner Promotion widmete sich der literarisch und künstlerisch vielseitig interessierte Theodor Heuss zunächst dem Journalismus. Politisch war er liberal orientiert und gehörte seit 1910 der Fortschrittlichen Volkspartei an. Nach dem Ersten Weltkrieg unterstützte er Friedrich Naumann 1918 bei der Gründung der Deutschen Demokratischen Partei (DDP), die er von 1924 bis 1928 und 1930 bis 1933 im Deutschen Reichstag vertrat. Während der NS-Zeit betätigte sich Heuss als unpolitischer Journalist und freier Schriftsteller. Nach Kriegsende wurde er Abgeordneter im Württemberg-Badischen Landtag und war 1945/46 Kultusminister im Kabinett Maier. Parteipolitisch bemühte er sich um eine Einigung der westdeutschen Liberalen; im Dezember 1948 wurde er 1. Vorsitzender der FDP. Als Mitglied des Parlamentarischen Rats war Heuss maßgeblich an der Formulierung der Präambel und der Grundrechtsartikel des Grundgesetzes beteiligt. 1949 wurde er zum ersten Bundespräsidenten der BRD gewählt und führte dieses Amt bis 1959. Er verstand es, nicht zuletzt mit seinem schwäbischen Humor, dem höchsten Amt der Republik einen zivilen, fast volkstümlichen Charakter zu geben. Bei seinen Reisen bereitete die Bevölkerung „Papa Heuss“, wie er liebevoll genannt wurde, herzliche Empfänge. So auch bei seinem Besuch in DA 1953: „Menschenmauern standen am Luisenplatz“ titelte das „Darmstädter Tagblatt“ bei der Berichterstattung über die Ankunft des Bundespräsidenten am Abend des 11. Mai vor dem Hotel Traube am Luisenplatz. Heuss war zu den Feierlichkeiten anlässlich des 150. Geburtstags Justus von Liebigs geladen, der ein Großonkel seiner Frau Elly gewesen war. Der Bundespräsident legte am Morgen des 12.05.1953 zusammen mit Darmstädter Repräsentanten Kränze am Liebig-Denkmal auf dem Luisenplatz nieder und hielt beim Festakt in der Otto-Berndt-
Halle die Festansprache. Erneut herzlich empfangen wurde der Bundespräsident, als die Stadt DA ihm am 22.10.1955 die Ehrenbürgerwürde verlieh. In seiner Dankesrede erinnerte Heuss, dass er bereits als Jugendlicher zur Jugendstilausstellung 1901 in DA gewesen sei und die Stadt damals als „Mekka der Künste“ empfunden habe. Er besuchte auch die 1954 eingeweihte und nach seiner verstorbenen Frau benannte Elly-Heuss-Knapp-Schule. Im Oktober 1962 stattete er der Schule erneut einen Besuch ab. Nach dem Ende seiner zweiten Amtszeit betätigte sich Heuss erneut als Schriftsteller.

Lit.: Neue Deutsche Biographie. Hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 9, S. 52-57; Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. von Walter Killy und Rudolf Vierhaus, Bd. 5, S. 13.