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Hessische familiengeschichtliche Vereinigung e.V. (HfV)

Die Hessische familiengeschichtliche Vereinigung wurde am 7. März 1921 auf Initiative von Regierungsrat Rudolf Schäfer (1875-1952), der die Vereinigung bis zu seinem Tode führte, in der Gaststätte „Schützenhof“ in der Hügelstraße gegründet. Die Vereinigung war zunächst eng an den seit 1833 bestehenden Historischen Verein für Hessen angelehnt, von 1922 bis 1935 war sie Zweigverein des Historischen Vereins. Im Darmstädter Schloss gab es eine gemeinsame Geschäftsstelle. Ebenfalls 1922 wurde die erste Ortsgruppe außerhalb Darmstadts in Gießen gegründet. Seit 1925 mussten die Mitglieder der Vereinigung nicht mehr Mitglied des Historischen Vereins für Hessen sein. 1936 gab sich die HfV eine Satzung und wurde in das Vereinsregister eingetragen. Jetzt durften, dem Zeitgeist geschuldet, nur noch „Arier“ Mitglied werden. Veröffentlichungen erfolgten zunächst in der Hessischen Chronik, dann in der Zeitschrift „Volk und Scholle“, ehe es von 1925 bis 1953 mit den „Mitteilungen der Hessischen familiengeschichtlichen Vereinigung“ eine eigene Zeitschrift gab. 1935 trat die HfV unter Wahrung ihrer Selbstständigkeit dem „Reichsverein für Sippenforschung und Wappenkunde“ (R.S.W.) bei. Die Unterstellung unter das „Gausippenamt Hessen-Nassau“ unter Leitung von Heinz F. Friederichs (1905-1992) konnte Dank passivem Widerstand verhindert werden. In der Brandnacht vom 11. auf den 12. September 1944 wurde die gesamte Bücherei mit Karteien und familienkundlichen Unterlagen im Schloss ein Raub der Flammen. Die NS-Herrschaft hatte die familienkundliche Forschung beflügelt, aber auch in ein mehr als zweifelhaftes Licht gerückt.

Bereits im Juni 1946 fand bei Rudolf Schäfer die erste Zusammenkunft der Familienforscher nach dem Krieg statt und am 5. Februar 1947 wurde die Weiterarbeit durch die Militärregierung genehmigt. Nach Schäfers Tod am 9.2.1952 schloss sich die HfV nach einer Mitgliederbefragung 1954 der seit 1948 bestehenden „Arbeitsgemeinschaft der familienkundlichen Gesellschaften in Hessen“ an. Seither war die HfV bis 2017 Mitherausgeberin der „Hessischen Familienkunde“, deren Schriftleiter von 1948 bis 1990 der umstrittene Sippenforscher Heinz F. Friederichs, der frühere Leiter des NSDAP-Gausippenamtes Hessen-Nassau, war.
1994 erfolgte der Umzug vom Schloss in das Haus der Geschichte. Zweck der Vereinigung war von Anfang an und ist es noch heute, „alle Freunde der Familien- und Wappenkunde zusammenzuführen und die Mitglieder bei ihren Forschungen zu unterstützen“. Der günstige Umstand, dass Geschäftsstelle und Bibliothek der Vereinigung gemeinsam mit Staats- und Stadtarchiv im Haus der Geschichte untergebracht sind, erleichtert die Durchführung der Arbeiten der Vereinigung. Sie erteilt Auskünfte, liefert den Nachweis familienkundlicher Quellen und ermöglicht den Austausch von Forschungsergebnissen. Bereits 1988 begann bei der HfV das Computerzeitalter. Heute haben die Mitglieder neben der umfangreichen Bibliothek auch auf eine riesige Datenbank Zugriff. Seit 2018 gibt die HfV mit der Hessischen Genealogie wieder eine eigene Zeitschrift heraus.

Lit.: Weber, Friedrich H.: 40 Jahre Hessische familiengeschichtliche Vereinigung e.V., Festschrift, Darmstadt 1961; Bayer, Johann: 90 Jahre Hessische familiengeschichtliche Vereinigung (HfV). Eine Chronik, Darmstadt 2011, HFK 34,1.