Stadtlexikon Darmstadt

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Botenwesen

Die erste hessen-darmstädtische Botenpost geht auf eine Anregung des sächsischen Ritters von Mila zurück, der sich im März 1539 in Frankfurt mit Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen und Landgraf Philipp dem Großmütigen traf. Mila bat um die Beförderung von Briefen von Kassel nach Frankfurt. Landgraf Philipp ließ diese Route noch im gleichen Jahr über DA und Zwingenberg bis nach Augsburg (zum Reichstag) ausdehnen. Weitere Botenposten, die der Bevölkerung nicht zur Verfügung standen, wurden in den folgenden Jahren eingerichtet, so z. B. nach Worms und Stuttgart (1561). Die Botengänge wurden von Fronboten ausgeführt, die behördlich verpflichtet wurden und ihren Dienst Tag und Nacht auszuführen hatten. In der Regel waren es „fußgehende Botten“. Reitende Boten wurden nur in Ausnahmefällen eingesetzt. Für die französische Korrespondenz wurde eine regelmäßige Route bis nach Rheinhausen geschaffen. Die Post wurde dort dem Taxis’schen Postmeister Mathias Sulzer zur Weiterbeförderung nach Frankreich übergeben. Mit Zunahme der Nachrichtenübermittlungen wurde von Georg I. eine erste Botenmeisterei im Gasthaus „Zum grünen Laub“ in der Großen Bachgasse eingerichtet (bis 1584). In diesem Jahr tauschte Georg I. das Alte Rathaus am Markt gegen die „allgemeine Badstube“. Während die Briefpost im Gasthof verblieb, wurde die Fahrpost in das Alte Rathaus verlegt. Ab ca. 1620 war die Fahrpost an der Stelle der heutigen Ludwigstraße 13 untergebracht. Die Organisation der Botenpost, später auch Kanzleipost genannt, wurde 1696 von Landgraf Ernst Ludwig auf den ersten kaiserlichen Posthalter in DA, Friedrich Jacob Brandt, übertragen (Post). Für seine Arbeit erhielt Brandt eine jährliche Entschädigung von 120 Gulden vom Landgrafen. Die Kanzleipost verblieb bei der kaiserlichen Reichspost, bis sie mit dem Ende des deutschen Kaiserreichs und dem von Großherzog Ludewig I. und dem Haus Thurn und Taxis abgeschlossenen Postlehensvertrag vom 28.06.1807 erlosch.