Erziehungswissenschaftler, Schulrat
* 30.03.1910 Offenbach
† 09.12.1993 Darmstadt
Nach dem Abitur am Bensheimer Aufbaugymnasium begann Artur E. Bratu 1929 an der TH Darmstadt mit dem Lehrerstudium, das er in Frankfurt fortsetzte. Politisch engagierte sich der aus dem Arbeitermilieu stammende Bratu ab 1925 in der Sozialistischen Arbeiterjugend und ab 1929 in der SPD. 1933 wurde er von den Nationalsozialisten wegen dieser politischen Aktivitäten aus dem Schuldienst entlassen. Über Brüssel flüchtete Bratu nach England, wo er nach seiner Internierung der britischen Armee beitrat. Mit Kriegsende kehrte er nach Deutschland zurück und war erster Ankläger der Spruchkammer DA. Bald nahm Bratu wieder die deutsche Staatsbürgerschaft an, die ihm während der NS-Zeit aberkannt worden war, und beteiligte sich aktiv am demokratischen Neubeginn Deutschlands.
In DA widmete er sich v. a. dem Wiederaufbau des Schulwesens: Seit Juni 1949 war Bratu Schulrat, von 1952 bis 1956 Stadtverordneter, 1956 bis 1960 ehrenamtlicher Stadtrat und Schuldezernent, später Schulrat in Groß-Gerau und Büdingen und Leiter der Landeszentrale für politische Bildung in Wiesbaden. Große Verdienste erwarb sich der begeisterte Europäer Bratu, der mehrere Sprachen fließend beherrschte, als treibende Kraft der Städteverschwisterungen DAs (Partnerstädte). Geehrt wurde er für seine zahlreichen Aktivitäten u. a. mit der Silbernen Verdienstplakette und der Johann-Heinrich-Merck-Ehrung der Stadt DA sowie dem Bundesverdienstkreuz erster Klasse. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Jüdischen Friedhof in Prag. 1999 wurde in DA die Bratustraße nach ihm benannt.
Artur E. Bratu war seit 1947 verheiratet mit Ruth Bratu geb. Theiner (1923-2000), die viele Jahre im Vorstand der Jüdischen Gemeinde und von 1980 bis 1992 im Vorstand der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit tätig war. Der Nachlass beider befindet sich im Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung.