Stadtlexikon Darmstadt

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Wolfskehl, Otto

Bankier, Politiker
* 09.11.1841 Darmstadt
15.08.1907 Darmstadt
Nach dem Abitur Jura-Student in Heidelberg und Paris, wurde der Sohn und Erbe des Bankiers Carl Wolfskehl (1814-1863) vom frühen Tod des Vaters nach DA zurückgerufen, um sich, zunächst unter Anleitung des Großvaters, ins Bankgeschäft der Familie einzuarbeiten. Frühes kommunalpolitisches Engagement dokumentierte die Mitwirkung an der Gründung des von der künftigen Großherzogin Alice angeregten „Bauvereins für Arbeiterwohnungen“. Als Nationalliberaler wurde er 1874 in die Stadtverordnetenversammlung, im Folgejahr in den Landtag gewählt, wo er sich mit Erfolg für den Neu- und Ausbau der künftigen Technischen Hochschule (TU Darmstadt) einsetzte. Aus dem Präsidium der Handelskammer schied er aus, als er die Familienbank Heyum Wolfskehl & Sohn 1881 aufgab, um künftig „ganz im Dienste der Allgemeinheit leben und wirken zu können“. Der vielfältige wirtschaftlich-soziale und kulturelle Einsatz wurde auch nach dem von antisemitischen Querelen 1897 provozierten Rückzug aus dem Landtag fortgeführt, in dem er über ein Jahrzehnt als Vizepräsident gewirkt hatte. Mit seiner zweiten Frau, der Pianistin Lilli Wolfskehl geborene Schulz, gehörte er zum persönlichen Freundeskreis der großherzoglichen Familie. Die kurz vor der Jahrhundertwende erbaute Villa im „Wolfskehl’schen Garten“, über den Tod des Erbauers hinaus Treffpunkt des kulturellen Lebens der Stadt, fiel den Bomben des Jahres 1944 zum Opfer. Otto Wolfskehl wurde auf dem Alten Friedhof in DA beigesetzt. Die Wolfskehlstraße an der Rosenhöhe erinnert heute noch an Vater und Sohn Karl.

Lit.: Franz, Eckhart G. (Hrsg.): Juden als Darmstädter Bürger, Darmstadt 1984, S. 240-244; Rack, Klaus-Dieter / Vielsmeier, Bernd (Hrsg.): Hessische Abgeordnete 1820-1933. Biografische Nachweise für die Erste und Zweite Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen 1820-1918 und den Landtag des Volksstaats Hessen 1919-1933, Darmstadt 2008, S. 979.