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Weyrauch, Wolfgang

Schriftsteller
* 15.10.1904 Königsberg
† 07.11.1980 Darmstadt
Wolfgang Weyrauch besuchte nach dem Abitur in Frankfurt die dortige Schauspielschule und erhielt mehrere Theaterengagements. Er studierte Germanistik, Romanistik und Geschichte. Seit 1933 arbeitete er als Redakteur beim „Berliner Tageblatt“. 1940 bis 1945 wurde er zur Wehrmacht eingezogen. Nach dem Zweiten Weltkrieg forderte Weyrauch eine radikale Erneuerung und prägte das Wort vom „Kahlschlag“ im Nachwort zu „Tausend Gramm“ (1949). Seine Texte demonstrierten diese Notwendigkeit zum Neubeginn. Er war Mitglied der „Gruppe 47“. Von 1946 bis 1949 arbeitete er bei der satirischen Zeitschrift „Ulenspiegel“, 1952 bis 1958 war er Lektor im Rowohlt-Verlag. Weyrauch förderte junge Literatur durch Aufnahme in seine zahlreichen Rundfunkfeatures und Anthologien. So geht auch der Literarische März in DA auf den von ihm geschaffenen Leonce-und-Lena-Preis zurück. Nach 1959 wurde er freier Schriftsteller. Weyrauch errang große Erfolge als Hörspielautor: „Totentanz“ brachte ihm 1962 den Hörspielpreis der Kriegsblinden; es folgten „Die japanischen Fischer“ (1963) und zahlreiche weitere Hörspiele. 1967 erhielt er den Hörspielpreis der Radioindustrie und der ARD. Weyrauch schrieb eindrucksvolle und engagierte Gedichte, seine Kurzgeschichten fanden besonders großes Echo und wurden in Schulen behandelt. Er nahm Stellung und suchte das experimentelle Wort, um das aktuelle Geschehen zu beschreiben und literarisch zu kommentieren. Bezeichnend dafür sind Buchtitel wie „Mein Gedicht ist mein Messer“ (1955), „Geschichten zum Weiterschreiben“ oder „Mit dem Kopf durch die Wand“ (1971). Seine Texte sind überzeugender Beweis für die literarische Qualität gesellschaftskritischer und auch unmittelbar politischer Texte. Er selbst nannte sie „Doppelpunktliteratur“. Von 1967 an lebte Weyrauch in DA. Er war Mitglied des P.E.N. und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Neben den bereits genannten Preisen erhielt er den Gryphius-Preis und die Johann-Heinrich-Merck-Ehrung der Stadt DA. Seit 1997 heißt das von der Stadt DA vergebene Arbeitsstipendium, das mit dem Leonce- und -Lena-Preis verliehen wird, Wolfgang-Weyrauch-Förderpreis. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Waldfriedhof in DA.

Lit.: Weyrauch, Wolfgang: Atom und Aloe, Gesammelte Gedichte, Frankfurt 1987; Weyrauch, Wolfgang: Das war überall, Erzählungen, Darmstadt 1998; Ulrike Landzettel: Wolfgang Weyrauch. In: Kritisches Lexikon zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Hrsg. von Heinz Ludwig Arnold, 56. Nachlieferung, München 1997.