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Weyprecht, Carl

Marineoffizier, Polarforscher
* 08.09.1838 Darmstadt
† 29.03.1881 Michelstadt/Odenwald
Der in der Darmstädter Grafenstraße geborene Sohn des Hofgerichtsadvokaten Ludwig
Weyprecht zog bereits 1842, als der Vater Kammerdirektor der Grafen Erbach-Schönberg in Bad König wurde, mit der Familie in den Odenwald. Zum Besuch des Gymnasiums kehrte er 1852 nach DA zurück, wechselte aber in Hinblick auf die anvisierte Seeoffizierslaufbahn bald auf die Höhere Gewerbeschule. Nach der Reifeprüfung Kadett der österreichischen Kriegsmarine im dalmatischen Hafen Pola, nahm er 1858 auf der Korvette „Erzherzog Friedrich“ an einer halbjährigen Ausbildungsfahrt rund um das Mittelmehr teil und wurde 1862 Fähnrich auf der Fregatte „Radetzky“. Unter Admiral Tegetthoff kämpfte er 1866 in der Seeschlacht von Lissa gegen die Italiener und wurde dann mit dem Raddampfer „Elisabeth“ zur Unterstützung des Kaiserbruders Maximilian nach Mexiko geschickt. Die schon 1865 beim Geografischen Verein in Frankfurt/Main mit August Petermann besprochenen Pläne für eine deutsche Nordpolexpedition wurden 1871 reaktiviert. Nach einer gemeinsam mit dem Arktis-erfahrenen Kaiserjäger-Oberleutnant Julius Payer unternommenen Probefahrt nach Tromsö und Beschaffung der notwendigen Gelder startete man mit dem als Expeditionsschiff gebauten Dreimast-Motorsegler „Admiral Tegetthoff“ im Juli 1872 von Bremerhaven, lag aber schon im Oktober im Packeis nördlich von Nowaja Semlja fest. Von dem nordostwärts driftenden Schiff aus wurde im Folgejahr die Inselgruppe „Franz-Josefs-Land“ entdeckt und erkundet. Nach Aufgabe des Schiffs erreichte die Expedition mit Hundeschlitten und mitgeführten Booten in mehrmonatiger Tour über das Eis das offene Meer, wo sie schließlich von russischen Lachsfängern aufgenommen wurden. Dem festlichen Empfang in Hamburg und Frankfurt folgte die Publikation der Expeditionsberichte, die mit ihren Forschungsdaten Anerkennung fanden. Weyprecht berichtete 1879 auf dem Internationalen Meteorologenkongress über ein Großprojekt mit mehreren Polarstationen, starb aber bereits 1881 an einer Lungenerkrankung, die er sich in der Arktiskälte zugezogen hatte. Sein Ehrengrab befindet sich in Bad König. Die Weyprechtstraße in DA erinnert seit 1881 an ihn.

Lit.: Kraft, Rudolf: Forscher im Polareis. Carl Weyprecht. In: Darmstädter draußen. Ihr Leben im Ausland. Zum 650jährigen Stadtjubiläum Darmstadts hrsg. von Kurt Schleucher, Darmstadt 1980, S. 323-353; Franz, Eckhart G.: Hessische Entdecker. Forschungsreisen in fünf Erdteilen, Darmstadt 1981, S. 32-35; Berger, Frank / Besser, Bruno P. / Krause, Reinhard A.: Carl Weyprecht (1838–1881), Wien 2008; Berger, Frank / Mazzoli, Enrico: Triest und der Nordpol, Triest 2014; Mazzoli, Enrico: Carl Weyprecht and the International Polar Years, Triest 2016; Mazzoli, Enrico: Carl Weyprecht Darmstadt - König - Triest, Lebensstationen eines Polarforschers. Deutsch von Annette Budzinski, Hessische Historische Kommission, NF 38, Darmstadt 2018.