Entwerfer für angewandte Kunst
* 29.12.1865 Kronstadt/Siebenbürgen
† 11.07.1949 München
Josef Emil Schneckendorf kam relativ spät und auf Umwegen zur Glaskunst. Nach Jahren der Ausbildung und praktischer Tätigkeit als Holzbildhauer in Bukarest, Budapest und Wien kam er 1890 nach München, wo er an der Münchner Kunstakademie Bildhauerei studierte. Aushilfsweise arbeitete er in den Ateliers des Architekten Friedrich von Thiersch und des Malers Rudolf von Seitz. Um 1897 wandte sich Schneckendorf der Herstellung von Glasschmuck und von Edelglas zu. Als Autodidakt begann er mit vegetabilen, vor der Lampe geblasenen Stängelgläsern im Stil von Karl Koepping und mit hauchdünnen Flaschenvasen und Karaffen. Die Auszeichnungen, die Schneckendorf zwischen 1902 und 1906 auf den großen Ausstellungen erhielt, waren wohl ausschlaggebend für seine Berufung nach DA. Hier eröffnete Großherzog Ernst Ludwig 1907 im barocken Residenzschloss (Schloss) die Großherzogliche Edelglasmanufaktur als einen Zweig der Künstlerkolonie und ernannte Schneckendorf zum Direktor des Kleinstunternehmens. Der Glaskünstler setzte hier seine Glasveredelung mit Hilfe von färbenden, irisierenden Metalloxiden fort, bezog das Rohglas jetzt aber von einer Glashütte. Die aufwändige, künstlerische Oberflächengestaltung verteuerte die Ziergläser und machte den Betrieb unrentabel. Ende 1908 zog sich Großherzog Ernst Ludwig aus der Edelglasmanufaktur zurück, sie ging – bis zur endgültigen Schließung 1909 – in den Besitz von Schneckendorf über. Ungeachtet des wirtschaftlichen Misserfolgs hatte Schneckendorf einen herausragenden Beitrag zur Glaskunst des Jugendstils geleistet.
Lit.: Ulmer, Renate (Hrsg.): Josef Emil Schneckendorf und die Großherzogliche Edelglasmanufaktur. Jugendstil-Glas aus Darmstadt, Katalog Darmstadt 2005.