Der Darmstädter Kosmetik-Fabrikant Karl Ströher (s. a. Wella AG) war ein leidenschaftlicher Kunstliebhaber und Sammler. Seine frühesten Favoriten waren die Romantiker. Nach 1945 und der Übersiedlung in den Westen verschrieb er sich der von den Nationalsozialisten verfemten Moderne. Zur Orientierung im westdeutschen Kunstbetrieb suchte er immer Leitfiguren, anfangs Kunsthistoriker und Museumsleute, später Kunsthändler. Zunächst erschlossen ihm wechselnde Händler Zugang zu deutschen, französischen, englischen und spanischen Künstlern. Bei einem ersten New York-Aufenthalt mit dem Stuttgarter Galeristen H.-J. Müller 1966 erwarb er erstmals ein Pop-art-Gemälde von Roy Lichtenstein. 1967 änderte sich seine Strategie mit dem Auftreten des jungen Kunstagenten Franz Dahlem, der sich mit Blick auf Ströher in DA niederließ. Ströher kaufte im Frühjahr 1967 Fettobjekte und Zeichnungen aus der von Dahlem organisierten Beuys-Aktion „Hauptstrom“. Im Herbst gingen weitere 142 Beuys-Objekte in Ströhers Besitz über. Mit einem Exklusivvertrag sicherte er sich den Zugriff auf weitere Beuys-Werke, im Gegenzug erhielt Beuys weitgehende Rechte, die auch den Erhalt und die Präsentation der 180 Objekte umfasste. Letztlich zahlte Ströher für den Beuys-Block (Block Beuys) laut seinen Erben 700.000, laut Dahlem 200.000 DM. Das Land Hessen musste diesen Bestand 1989, nach dem Debakel der Sammlungsauflösung, für 16 Millionen DM für das Hessische Landesmuseum zurückkaufen.
Spektakulär war auch der Erwerb der weltweit größten Pop-art-Sammlung des New Yorker Versicherungsmaklers Leon Kraushar, die dem weitgehend unbekannten Sammler Ströher internationale Anerkennung einbrachte. Durch Vermittlung des Kunsthändlers Dahlem erwarb Ströher im Januar 1968 die sehr bedeutende Sammlung des verstorbenen Kraushar mit 188 Werken von Warhol, Lichtenstein, Oldenburg, Wesselmann und anderen, für 1,8 Millionen DM. Die zusammen mit dem Beuys-Block riesige Privatsammlung erregte in ganz Europa Aufsehen, Händler und Museen standen Schlange, da Ströher einen Teil der Ankaufssumme durch Verkäufe erwirtschaften wollte. Das Darmstädter Landesmuseum war zunächst nicht in der Lage, die gesamte Sammlung, wie von Ströher gefordert, zu präsentieren. Zudem wurde sie weiter ergänzt mit Minimal-art, Land-art, Concept-art und deutschen Künstlern. Auf der Ausstellungs-Tournee 1968 bis 1969 über München, Hamburg, Berlin, Düsseldorf und Bern fluktuierte der Sammlungsbestand stark. Mit der Rückführung der Sammlung nach DA setzte sich Ströher gegen die Verlockungen namhafter Museen durch, denn schon vor dem Pop-art-Ankauf machte er dem Hessischen Kultusministerium ein Angebot über einen festen Platz für seine Sammlung in DA über seine Lebenszeit hinaus. Mit 1 Million DM wollte er sich an einem Anbau für das Hessische Landesmuseum beteiligen, es kam jedoch zu Irritationen zwischen Museum, Ströher und Ministerium bezüglich der vertraglich zugesicherten Freiheiten für Beuys und den Eingriffsrechten des Kunsthändlers Dahlem. Im August 1969 wurde ein Leihvertrag über fünf Jahre vereinbart, wobei Ströher betonte, dass er erst dann eine Stiftung in Erwägung ziehe, wenn es zur Errichtung eines Anbaus komme. Im April 1970 hielt die Ströher-Sammlung Einzug im Hessischen Landesmuseum und die Presse feierte dies als Großereignis. Man sprach vom „Darmstädter Modell“, einem „Reformmuseum an vorderster Front“. Andy Warhol besuchte das Museum 1971 mit Begeisterung, Beuys betrachtete es als seine Werkstatt. Trotz der Untätigkeit des Kultusministeriums und der Weigerung des Finanzministers zur Finanzierung eines Anbaus verlängerte der hoch betagte Ströher 1976 den Leihvertrag um weitere fünf Jahre. Nach dem Tod Ströhers 1977 lief das Abkommen 1981 endgültig aus. Als die Erben sich zu nichts mehr verpflichtet fühlten, genehmigte die Landesregierung einen teuren Anbau, der bei der Eröffnung 1984 mit wenig bedeutender deutscher „Zeitgeist“-Kunst gefüllt werden musste, da die Ströher-Sammlung im März 1981 aus dem Landesmuseum zurückgezogen wurde. Die Stadt Frankfurt kaufte 1980 für 5,8 Millionen DM 80 Objekte aus der Sammlung, darunter nur 30 Werke der Pop-art für ihr neues Museum für Moderne Kunst. Sie erwarb damit nur einen Bruchteil der Sammlung, deren größte Bestände 1984 und 1989 auf internationalen Auktionen von den Erben veräußert wurden. Der Beuys-Block blieb im Landesmuseum und wurde 1989 vom Land Hessen zurückgekauft.