(Kath. Pfarrei, Schloßgartenplatz) Der Bau der zweitältesten kath. Pfarrkirche trug dem nicht unerheblich gewachsenen Anteil der Katholiken um die Jahrhundertwende Rechnung. Für das von der Gemeinde erworbene Grundstück hinter dem Prinz-Georg-Palais lieferte der Mainzer Dombaumeister Ludwig Becker den Entwurf eines historisierenden Kirchenbaus. Mit ihrem 80 Meter hohen Glockenturm bildet die 1905 eingeweihte Kirche einen demonstrativen Akzent in der Stadtsilhouette und ein bewusstes Gegenüber zur ev. Stadtkirche. Becker baute keinen hochgotischen Idealtypus, sondern orientierte sich an der regionalen mittelalterlichen Tradition und folgte dem Grundschema der Stadtkirche. St. Elisabeth besitzt ein kurzes, dreischiffiges, vierjochiges Langhaus; nach Osten schließt ein polygonal gebrochener Chor in der Breite des Mittelschiffs an. Über dem südlichen Seitenschiff liegt die Marienkapelle, die sog. Oberkirche. Insgesamt erscheint die Kirche als historisch gewachsene Architektur, die in ihrer Substanz im frühen Mittelalter gründet, in ihrem anschaulichen Charakter aber das Bild der heimischen bürgerlichen Stadtkirche des Spätmittelalters bewahrt, was sich in der Gestaltung des Pfarrhauses mit markantem Treppengiebel fortsetzt. Die Wahl des Patroziniums demonstriert das seit Leo XIII. neue soziale Profil der kath. Kirche und zugleich die historische Verbundenheit mit dem hessischen Herrscherhaus. Die überlebensgroße Statue der Hl. Elisabeth an der Südwestecke zeugt davon. Auch die im Krieg fast vollständig zerstörte Innenausstattung mit den Schnitzaltären samt den großen farbigen Fenstern folgte dem historistischen Konzept (anstelle der zerstörten Netzgewölbe ist beim Wiederaufbau über Chor und Mittelschiff eine Holzdecke eingezogen worden). Teile des ehemaligen Hochaltars von Georg Busch (1823-1895) konnten gerettet und restauriert werden und befinden sich jetzt in der Marienkapelle, im Pfarrhaus sowie in der nördlichen Querhauskapelle. Der frühere Muttergottesaltar von Jakob und Joseph Michael Busch, der 1900 in Paris ausgestellt war, schmückt nun den Hochaltar im Chor. Südliches Querhaus wie Seitenschiff werden geprägt von dem theologisch wie künstlerisch bedeutenden Elisabeth-Fenster (1978) bzw. den Franziskus-Fenstern (1983) von Bruno Müller-Linow. 4.670 Katholiken umfasste die Gemeinde im Jahr 2014.
Lit.: Pfarrei St. Elisabeth (Hrsg.): 75 Jahre St. Elisabeth Darmstadt, 1981; Klassert, Martin Ludwig: 100 Jahre katholische Pfarrkirche St. Elisabeth in Darmstadt. In: Archiv für Hessische Geschichte und Altertumskunde, NF 61, 2003, S. 93-192.