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Quessel, Ludwig

Publizist, Politiker
* 01.07.1872 Königsberg in Preußen
† 14.02.1931 Darmstadt
Ludwig Quessel stammte aus einer ostpreußischen Arbeiterfamilie. Der Vater verstarb schon früh, sodass die Mutter als Waschfrau ihre sechs Kinder ernähren musste. Nach dem Besuch der Volksschule erlernte Quessel das Uhrmacherhandwerk. In dieser Zeit war er eng mit Otto Braun, dem späteren preußischen Ministerpräsidenten befreundet. Als Lehrling und Geselle bereitete sich Quessel durch Selbstunterricht auf das Studium vor. 1897 bestand er die Zulassungsprüfung für die Universität im Kanton Zürich und begann mit dem Studium der Nationalökonomie sowie der Rechts- und Sozialwissenschaften, das er durch Privatunterricht finanzierte. 1903 promovierte er zum Doktor der Staatswissenschaften und arbeitete anschließend als Redakteur für die sozialistische Presse in Königsberg, Offenbach, Stettin und DA. Hier wurde er 1906 Chefredakteur der Zeitung „Hessischer Volksfreund“. Von 1912 bis 1918 war Quessel sozialdemokratischer Reichstagsabgeordneter und gehörte 1919/20 der Verfassungsgebenden Deutschen Nationalversammlung an. Seit 1920 vertrat er bis 1930 wieder die SPD im Deutschen Reichstag. Schon lange vor der allgemeinen Europabewegung trat er für eine Politik der europäischen Solidarität ein. Quessel verfasste und veröffentlichte viele Aufsätze sozialwissenschaftlichen Inhalts. Besonders zu nennen ist seine 1919 erschienene Schrift „Der moderne Sozialismus“. Aufgrund seiner Aufrichtigkeit und politischen Fairness wurde Quessel auch von seinen politischen Gegnern hoch geschätzt. An der Trauerfeier auf dem Waldfriedhof in DA nahmen der hessische Staatspräsident Bernhard Adelung, Innenminister Wilhelm Leuschner und Staatspräsident a. D. Carl Ulrich teil. 1964 wurde in Eberstadt der Ludwig-Quessel-Weg nach ihm benannt.