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Poststeg

Der 1912 eingeweihte Darmstädter Hauptbahnhof ist das wichtigste Profanbauwerk des Architekten Friedrich Pützer. Der Bahnhof mit seinem Empfangsgebäude und seinen Flügelbauten ist Mittelpunkt einer großen Sachgesamtheit der Verkehrsgeschichte, die unter Denkmalschutz steht, weil ein öffentliches Interesse an ihrer Erhaltung besteht. Zur Sachgesamtheit zählen technische Einrichtungen der Bahn, die Straßenbrücken und Stege über die Gleise, der Wasserturm, das Postgebäude und der Gebäudeblock mit dem ehemaligen Bahnhofshotel. Das Postgebäude, das den Bahnhofsvorplatz im Norden abschließt, entwarf Friedrich Sander aus Frankfurt/Main. Eine technische Besonderheit war der Poststeg, ein vom Postgebäude ausgehendes, die Bahngleise überquerendes lang gestrecktes Gebäude, durch das Postgut befördert und über Lastenaufzüge und die Gepäcksteige zu den Zügen gebracht wurde. Der Poststeg war ein wichtiger funktioneller Bestandteil der Sachgesamtheit Hauptbahnhof und eine technische Einrichtung von Seltenheitswert. Nach der erfolgreichen Sanierung und Erweiterung des Postgebäudes 1986 bis 1991 entbrannte ein jahrelanger Kampf der Denkmalpflege um die Erhaltung des Poststegs, der jedoch von Bahn und Post gewonnen wurde. Der historische Bau musste 1994 abgebrochen werden. Ausschlaggebend für den Verlust des Baudenkmals waren neben der Tatsache, dass die Post ihn nicht mehr benötigte, spezielle Anforderungen an die geplante ICE-Trassenführung und die zu geringe Durchfahrtshöhe. Nach Abwägung der widerstreitenden öffentlichen Interessen hat letztlich das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst dem Abbruch wegen angeblicher Unzumutbarkeit der Erhaltung und Sanierung zugestimmt.