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Piloty, Robert

Elektrotechniker und Informatiker
* 06.06.1924 München
† 21.01.2013 Darmstadt
Der Sohn des Elektroingenieurs Hans Piloty und seiner Frau Maria geb. Defregger wurde 1924 in München geboren. Bereits im Jahr darauf zog die Familie nach Berlin, wo der Vater eine Stelle bei der AEG annahm. Robert Piloty besuchte 1930 für ein Jahr die Volksschule. 1931 zog die Familie zurück nach München, da der Vater den Ruf auf eine Professur an der TH München erhielt. Nach der Volksschule wechselte Piloty auf das Alte Realgymnasium in München und legte im April 1942 das Abitur ab. Bei seiner anschließenden Tätigkeit beim Reichsarbeitsdienst zog er sich eine Verletzung zu und wurde als dienstuntauglich entlassen.
Ab 1942 folgte das Studium der Fernmeldetechnik an der TH München, das er nach einer einjährigen Unterbrechung 1947 mit Auszeichnung abschloss. Anschließend promovierte er bei Hans Heinrich Meinke (1911-1980) über Wellenausbreitung in inhomogenen Hohlröhren ebenfalls an der TH München. Während der Promotion hatte er 1948 einen viermonatigen Aufenthalt am Massachusetts Institute of Technology (MIT).

Inspiriert durch seine Eindrücke, die er am MIT gewann, schlug er Ende 1949 das Projekt Programmgesteuerte Elektronische Rechenanlage München (PERM) vor. Von 1950 bis 1956 nahm Robert Piloty eine zentrale Rolle im PERM-Projekt ein. In dieser Zeit habilitierte er sich auf dem Gebiet der Allgemeinen Nachrichtentechnik, Technik elektronischer Rechenanlagen und unternahm Studienreisen nach England und Frankreich. 1956 wurde er stellvertretender Leiter des IBM Forschungslaboratoriums in Adiswil bei Zürich. Im Jahr darauf wechselte er als Entwicklungsleiter zu Standard Elektrik Lorenz in Stuttgart, wo er 1960 zum Prokurist aufstieg.

Nachdem er bereits 1961 außerplanmäßiger Professor an der TH München wurde, kam Robert Piloty im August 1964 auf Initiative von Alwin Walther nach Darmstadt und übernahm den Lehrstuhl für Nachrichtenverarbeitung an der Technischen Hochschule. In seiner Forschungstätigkeit hat er sich mit einer Vielzahl von Gebieten beschäftigt, von der Mikrowellentechnik über den rechnergestützten Schaltungsentwurf und Hardwarebeschreibungssprachen (Hardware Description Languages, HDLs) bis hin zu Entwurfsdatenbanken.
Piloty war am Aufbau der Informatik als eigenständige Fachdisziplin in Deutschland wesentlich beteiligt. Er war unter anderem Mitglied des Fachbeirates Datenverarbeitung der Bundesregierung und einer der Initiatoren des 1970 vom Bundesministerium für Forschung und Technologie gestarteten „Überregionalen Forschungsprogramms Informatik“ und Leiter des zugehörigen Sachverständigenkreises.
Auch an der TH Darmstadt hatte Robert Piloty durch sein Engagement und seine Beharrlichkeit, unter anderem als Leiter der 1968 eingesetzten Senatskommission zur Einrichtung eines Informatik-Studiengangs und Mitglied des späteren Gründungsausschusses, wesentlichen Anteil an der Einrichtung des Fachbereichs Informatik im Jahre 1972.

Robert Piloty war u.a. Gründungsmitglied der Gesellschaft für Informatik (GI) 1969 und im Vorstand der GI aktiv. Als Vizepräsident von 1979 bis 1984 vertrat er die deutsche Informatik auch international. Piloty erhielt zahlreiche Auszeichnungen auf nationaler und internationaler Ebene. 1985 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet. 1989 erhielt er die Konrad-Zuse-Medaille und 1997 wurde er IEEE Fellow. Die TU Darmstadt verlieh Robert Piloty 1991 die Erasmus-Kittler-Medaille und 2000 die Alwin-Walther-Medaille. 2004 wurde das neue Informatikgebäude (ehemals Zintl-Institut) nach ihm benannt. Die TU Darmstadt vergibt seit 2016 den Robert-Piloty-Preis für herausragende Leistungen sowie außergewöhnliche Forschungs- und Entwicklungsarbeiten auf den Gebieten der Informatik, der Elektrotechnik und Informationstechnik sowie der Angewandten Mathematik.

Piloty starb im Alter von 88 Jahren. Bereits 1999 verstarb seine Ehefrau Doris geb. Pfemfert, mit der er seit 1949 verheiratet war. Er hinterließ einen Sohn und eine Tochter.

Lit.: Oskar von Stryk: Pionier der Informatik, in: hoch3, Jg. 9 (2013), Nr. 2, S. 17; Trauer um den „Vater der Informatik“, in: Darmstädter Echo, 26.01.2013.