Jurist, Leitender Beamter, OB
* 04.08.1869 Gießen
† 01.06.1954 Darmstadt
Der aus Gießen stammende Rudolf Mueller kam schon als Schüler nach DA und besuchte hier das Ludwig-Georgs-Gymnasium. Anschließend studierte er an zahlreichen Universitäten Rechtswissenschaften und schlug die höhere Beamtenlaufbahn ein. Nach einer Tätigkeit am Polizeiamt DA (Polizei) war Mueller stellvertretender Kabinettssekretär im Staatsministerium und seit 1908 Kreisamtmann in Heppenheim. Hier modernisierte er die Stadt, indem er Wasserleitungen anlegen ließ und das elektrische Licht einführte. Schon ein Jahr später trat er als Beigeordneter und Bürgermeister in das kommunalpolitische Leben DAs ein. Trotz seines schon fortgeschrittenen Alters wurde Mueller im Ersten Weltkrieg eingezogen. Nach Kriegsende kümmerte er sich besonders um die Kriegsversehrten und erwarb sich Verdienste um die, wie es damals noch hieß, „Krüppelfürsorge“ in Hessen. Mit Erfolg betrieb er die Gründung einer orthopädischen Universitätsklinik in Gießen und die Errichtung eines Lehrstuhls für orthopädische Medizin, wofür er 1932 von der Gießener Universität zum Ehrensenator ernannt wurde. 1919 gehörte Mueller zu den Mitbegründern der Demokratischen Partei in Hessen.
Als Nachfolger von Wilhelm Glässing wurde er 1929 OB und setzte sich auf wirtschaftlichem und sozialem, vor allem aber auf kulturellem Gebiet für die Belange der Stadt ein. Er unterstützte das Kunstschaffen und förderte Ausstellungen wie die der Darmstädter Künstlerkolonie 1914. Am 30.03.1933 wurde Mueller von den Nationalsozialisten aus dem Dienst entlassen. Seinen künstlerischen Interessen widmete sich Mueller, der selbst passionierter Kunstsammler war, als Vorsitzender des Kunstvereins für Hessen. Weiterhin war er 1929 bis 1933 Vorsitzender des Odenwaldklubs und seit 1936 dessen Ehrenvorsitzender. 1949 wurde er zum Ehrenbürger DAs ernannt. Sein Grab befindet sich auf dem Alten Friedhof in DA. 1974 erhielt die Rudolf-Mueller-Anlage seinen Namen.