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Hieronymi, Heinrich August Wilhelm

Schriftsteller, deutschkatholischer Prediger
* 02.09.1809 Holle bei Hildesheim
† 14.09.1884 Mainz
Der im rationalistischen Sinne erzogene Sohn einer protestantischen Pfarrersfamilie studierte in Göttingen Theologie und Philosophie. Nach dem theologischen Examen übernahm er verschiedene Hauslehrerstellen. 1845 trat er als erster protestantischer Theologe zum Deutschkatholizismus über und wurde eine seiner markantesten Persönlichkeiten. Im Juni 1845 von Johannes Ronge ordiniert, zog er als Reiseprediger durch die Lande. Zweimal trat er im Herbst 1844 in DA auf, wo er am 02.11.1845 im Rathaussaal offiziell als Prediger der deutschkath. Gemeinde eingeführt wurde. In DA setzte er seine schriftstellerische Tätigkeit fort. Im Gegensatz zu den Radikalreformern hielt er an Gottesdienstfeier und Predigt fest und lehnte Ronges Vorschlag, eine Zentrale für die deutschkath. Gemeinden einzurichten und sich mit den freien Protestanten zusammenzuschließen, aus Furcht vor „Pantheismus“ und dem Aufgehen in eine „Humanreligion“ ab. 1855 wurde Hieronymi zum Prediger in Mainz berufen, stand aber der Darmstädter Gemeinde bis 1858 weiterhin zur Verfügung. Als er in den so genannten Darmstädter Teufelsstreit, einem Konflikt innerhalb der ev. Kirche über die Existenz des Teufels eingriff und dabei jede Offenbarung verwarf, untersagte ihm das Ministerium die weitere Abhaltung von Gottesdiensten in der Residenzstadt. 1869 wurde das Verbot aufgehoben, sodass er seine Tätigkeit in DA – wenigstens vertretungsweise – bis zu seinem Tod fortsetzen konnte.

Lit.: Esselborn, Karl: Der Deutschkatholizismus in Darmstadt, Darmstadt 1923; Holzem, Andreas: Kirchenreform und Sektenstiftung. Deutschkatholiken, Reformkatholiken und Ultramontane am Oberrhein 1844-1866, Paderborn 1994.