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Hartung, Gustav

Regisseur, Theaterleiter
* 30.01.1887 Bartenstein
† 14.02.1946 Heidelberg
Gustav Hartung, ein Schüler von Max Reinhard, begann am Bremer Theater, war von 1920 bis 1924 Generalintendant des Hessischen Landestheaters DA, danach Theaterleiter in Köln und Berlin (Renaissancetheater) und ab 1931 erneut Generalintendant in DA, er musste jedoch 1933 vor dem Zugriff der Nationalsozialisten in die Schweiz fliehen. Bis 1945 war Hartung Regisseur am Züricher Schauspielhaus, 1945/46 Direktor der Kammerspiele Heidelberg und begründete dort die Schlossfestspiele. Hartung war einer der wichtigsten Regisseure des expressionistischen Theaters, sowohl hinsichtlich der Aufführungen – z. T. Uraufführungen – der Dramen junger Autoren (Walter Hasenklever, Kasimir Edschmid, Georg Kaiser, Fritz von Unruh), als auch in Bezug auf seinen Regiestil, der auf das Notwendigste reduziert war. Dazu entwickelte er ein funktionelles, konstruktivistisches Szenenbild (in Zusammenarbeit mit dem Bildhauer Theodor C. Pilartz). Diese Regiemethode übertrug er auch auf die Klassikerinszenierungen. Seine Aufführungen führten in DA rasch zu einer Polarisierung in Presse und Öffentlichkeit, doch schließlich mussten auch die Kritiker seine überzeugenden Erfolge anerkennen.

Lit.: Blubacher, Thomas: Gustav Hartung, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Zürich 2005, Bd. 2, S. 800-801; Heer, Hannes/ Fritz, Sven / Brummer, Heike / Zwilling, Jutta: Verstummte Stimmen: die Vertreibung der „Juden“ und „politisch Untragbaren“ aus den hessischen Theatern 1933 bis 1945, Berlin 2011.