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Hamm, Wilhelm Philipp von

Landwirt, Fabrikant
* 05.07.1820 Darmstadt
† 08.11.1880 Wien
Nach dem Besuch des Ludwig-Georgs-Gymnasium (von Tertia bis Obersecunda) erhielt Wilhelm Philipp Hamm in Babenhausen Privatunterricht und setzte sich auf einem benachbarten Gut mit den Anfangsgründen der Landwirtschaft auseinander. Ab 1835 besuchte er in DA die von Heinrich Wilhelm Pabst neu errichtete Landwirtschaftsschule. Im Oktober 1841 holte er die Abiturprüfung nach und studierte anschließend in Gießen Kameralwissenschaft, hörte u. a. Vorlesungen bei Justus Liebig in Chemie, bei Karl Gustav Heyer in Forstwissenschaft und bei Moritz Carrière in Philosophie und wurde 1845 mit einer Arbeit über „Die landwirtschaftlichen Geräte und Maschinen Englands“ promoviert. Zu dieser Zeit (seit September 1843) war Hamm bereits Lehrer für Chemie und Landwirtschaft an der Landwirtschaftsschule in Hofwyl (Schweiz), 1845 übernahm er die Leitung der Ackerbauschule im benachbarten Rüthihobel bei Bern, ging aber bereits 1847 als Schriftleiter der „Agronomischen Zeitung“ nach Leipzig. Der Besuch der ersten Weltausstellung in London 1851, auf der die neuesten landwirtschaftlichen Geräte zu sehen waren, bewegte ihn, in Leipzig die erste Fabrik für ausschließlich landwirtschaftliche Maschinen und Geräte zu gründen, die er bis 1864 leitete. Nach 20-jähriger Tätigkeit in Leipzig ging Hamm als Leiter der Abteilung für Landwirtschaft im österreichischen Ministerium für Handel und Volkswirtschaft nach Wien und wechselte ein Jahr später in das neu gegründete Ackerbauministerium, in dem er bis zu seinem Tod verblieb und ein umfangreiches Wirken entfaltete, u. a. die Errichtung landwirtschaftlicher Versuchsstationen, die Begründung von Agrar- und Weinbaukongressen, die Bekämpfung der Reblaus. Daneben redigierte er die Landwirtschaftszeitung der Wiener „Neuen Freien Presse“ und lieferte eine große Zahl an Beiträgen für die „Gartenlaube“ sowie andere Zeitschriften und Zeitungen.

Zu seinen größeren wissenschaftlichen Werken zählen: Chemische Bilder aus dem täglichen Leben (1854), Grundzüge der Physiologie der Pflanzen und der Tiere für den Landwirt (1856), Das Wesen und die Ziele der Landwirtschaft (1866), Die Naturkräfte und ihre Anwendung auf die Landwirtschaft (1876). Am bekanntesten wurde sein „Weinbuch“ (1865), die erste deutsche Darstellung des Weinbaus und der Weinproduktion. Daneben schrieb der auch künstlerisch Begabte Novellen, Romane und Gedichte. In seinen Lehren war Hamm stark von Justus von Liebig beeinflusst, zu dem er zeitlebens engen Kontakt pflegte. Über ihn und über seine Kindheit und Jugend in DA berichtete Hamm in seinen Memoiren, die jedoch bei seinem frühen Tod über die ersten Kapitel nicht hinaus gelangt waren und postum veröffentlicht wurden.

Lit.: Hessische Biographien. In Verbindung mit Karl Esselborn und Georg Lehnert hrsg. von Hermann Haupt, Darmstadt 1918-1934, Bd. 2, S. 360-369; Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. von Walter Killy und Rudolf Vierhaus, Bd. 4, S. 360; Hamm, Wilhelm: Jugenderinnerungen an Darmstadt im Biedermeier. In der Bearbeitung von Karl Esselborn, hrsg. von Reinhold Staudt, Darmstadt 1970.