Stadtlexikon Darmstadt

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Turnier zu Darmstadt

Im Jahr 1403 soll Graf Johann IV. von Katzenelnbogen aus Anlass der Geburt seines Thronfolgers Philipp die Ritterschaft der vier deutschen Gebiete Schwaben, Franken, Bayern und am Rheinstrom (dazu gehörte auch Hessen) zu einem Turnier nach DA geladen haben. Das Turnier gelangte zu trauriger Berühmtheit, weil sich die hessischen und fränkischen Ritter nicht an die Regeln hielten. Sie waren schon bei einem Treffen anlässlich einer Hochzeit in Wertheim am Main aneinander geraten und lieferten sich nun einen Kampf auf Leben und Tod: „Zu Darmstadt in den Schranken starben 9 Hessen und 16 Franken“, vermeldet ein Reimspruch das traurige Ergebnis des Kampfs. Noch so blumige Beschreibungen dieses Darmstädter Turniers ändern nichts an der Tatsache, dass es frei erfunden ist. Die Beschreibung findet sich in dem 1530 erstmals erschienenen und 1566 neu aufgelegten Turnierbuch des Reichsherolds Georg Rüxner. Er, dessen Buch mit dem ebenfalls erfundenen ersten Turnier zu Magdeburg im Jahr 936 beginnt, hat aus Gründen, die bisher nicht eindeutig bestimmt werden konnten, nicht nur eine Reihe von Turnieren, sondern auch ganze Adelsgeschlechter als Teilnehmer dieser Turniere frei erfunden. So handelt es sich z. B. bei Arbogast, dem legendären Begründer des Geschlechts der Herren von Frankenstein, um eine Erfindung Rüxners. In den reichlich vorhandenen Quellen zur Geschichte der Grafen von Katzenelnbogen findet sich nicht der geringste Hinweis auf die Historizität des Darmstädter Turniers von 1403.