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Stern, Fritz Moritz

Chemiker, Pädagoge
*25.05.1893 Nieder-Ohmen
12.10.1964 Darmstadt
Fritz Moritz Stern wurde 1893 in Nieder-Ohmen / Kreis Alsfeld geboren und legte 1912 das Abitur an der Oberrealschule in Gießen ab. Dort begann er das Studium der Chemie, Physik und Mathematik, diente 1914 bis 1918 als Soldat und schloss sein Studium 1921 mit der Promotion in Würzburg ab. Nach einigen Jahren Tätigkeit in der Industrie folgte 1930/31 eine Ausbildung in Berlin zum Gymnasiallehrer. 1932 unterrichtete er als Studienassessor an der Polizeiberufsschule in Berlin. 1933 wurde er von der NS-Diktatur wegen seines jüdischen Glaubens aus dem Schuldienst entlassen. Im September 1933 wanderte er mit seiner Familie in die Türkei aus. In Istanbul unterrichtete er an türkischen Schulen und konnte seine Familie nur mit zusätzlichen Privatstunden ernähren. Da er wie andere jüdische Flüchtlinge immer von der Gefahr der Ausweisung bedroht war, behielt er seine deutsche Staatsangehörigkeit bei.

Nach 1945 unterrichtete Fritz Stern an einer französischen sowie einer österreichischen Schule in Istanbul. 1953 wurde er an der Deutschen Oberrealschule in Istanbul angestellt und leitete diese Schule bis 1957.

Am 1. April 1957 wurde er in den hessischen Schuldienst übernommen und an die Lichtenbergschule in DA versetzt. Ab 19. Dezember 1958 leitete er die Justus-Liebig-Schule bis zum Dezember 1961.
Zum 50-jährigen Jubiläum der Schule erinnerte er 1961 auch an ihre Geschichte in der Zeit von 1933 bis 1945 und forderte statt einer autoritären eine demokratische Erziehung der Jugend zu selbständigem Denken. Als Mitglied der Jüdischen Gemeinde und im Vorstand der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in DA engagierte er sich in der Öffentlichkeit bei der „Aufarbeitung der Vergangenheit“, wie sie Theodor W. Adorno 1959 auf einer Erzieherkonferenz gefordert hatte. In Folge von Erkrankungen aus der Emigration verstarb Fritz Stern bereits im Oktober 1964 und wurde in Anwesenheit von vielen Kollegen und Schülern auf dem Jüdischen Friedhof in DA beigesetzt.

Lit.: Thomas Lange: Heimkehr ins Schweigen. – Der jüdische Remigrant Dr. Fritz Stern (1893-1964), Leiter der Justus Liebig-Schule in Darmstadt 1958-1961; in: Archiv für Hessische Geschichte und Altertumskunde, NF 77, 2019, S. 199-206.