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Münze

Landgraf Ludwig V. konnte 1618 die erste selbstständige Münzprägestätte für seinen Herrschaftsbereich in DA begründen. Er verlegte sie in den landgräflichen Bauhof im Westen der Alten Vorstadt, wo bereits Georg I. seit 1580 die wesentlichen Ökonomiegebäude des Hofs vereinigt hatte. Zu dem von seinen Nachfolgern mehrfach erweiterten Gelände gehörten verschiedene Mühlen, eine Brauerei und Brennerei, eine Seidenweberei und eine Wagnerei. Aus einer ebenfalls im Bauhof gelegenen Reithalle wurde im Barockzeitalter das spätere Kleine Haus des Landestheaters. Die Münze selbst bestand aus zwei Gebäuden: einem Hauptgebäude mit allen Werkstätten und Lagereinrichtungen sowie der 1703 hinzugekommenen, so genannten „Strecke“. Sie enthielt die für die Münzprägung notwendigen mechanischen Werke, für deren Antrieb die Wasserkraft des Mühlbachs genutzt wurde. Als der Bauhof im frühen 19. Jahrhundert der neuen Infanteriekaserne (Kasernen) weichen musste, errichteten Georg Moller und Franz Heger 1831 bis 1833 einen klassizistisch-schlichten Neubau für die Münze am Mathildenplatz 12. Wegen der ihm innewohnenden arbeitsorganisatorischen Rationalität galt dieser Neubau lange Zeit als vorbildlich für zeitgenössische Münzgebäude. Im Erdgeschoss des stets von einem Militärposten bewachten Gebäudes lagen links die große und kleine Präge, rechts befanden sich die Silberkammer und das Laboratorium. Zwei eingeschossige Flügel enthielten im Anschluss an das Laboratorium die Schmelze und bei der Präge das Magazin. Im Obergeschoss der Münze hatte der jeweilige Münzmeister seine Wohnung. Die bereits 1830 von Münzmeister Hektor Rößler (1779-1863) angeschaffte Dampfmaschine für das Prägewerk war zugleich die Erste ihrer Art im Großherzogtum Hessen-Darmstadt. Sie war in Gebrauch bis 1881, als man die Darmstädter Münze schloss und die Prägung hessischer Münzen in die Reichsprägeanstalt Berlin verlegte. Als letztes mit dem charakteristischen Prägezeichen „H“ versehenes Geldstück wurde in DA 1881 ein silbernes 1-Markstück ausgegeben. Nach dem Auszug der Münzwerkstätte zog in das freigewordene Gebäude zunächst noch das Steueramt ein, aber bereits 1903 hat man Mollers und Hegers Münze beim Neubau des Amtsgerichts (Gerichtsgebäude) abgerissen. Kurioserweise stammten alle Münzmeister, die in der am Mathildenplatz gelegenen Münze tätig waren, aus der Familie Rößler. Auf den bereits erwähnten älteren Hektor Rößler folgte dessen Enkel Hektor Johann Theodor Christian Rößler (1833-1864). Nach dessen frühem Tod ging die Stellung allerdings an die übersprungene Generation zurück und Hektor Rößler Jr. (1806-1875) wurde Darmstädter Münzmeister. Auch der letzte Inhaber dieser Stellung, Friedrich Kraus (1848-1916) war ein Enkel des älteren Hektor Rößler. Nach der Schließung der Darmstädter Münze 1882 ging er ins Ausland und begründete nach heimatlichem Vorbild noch Münzprägestätten in Korea und Transvaal (Südafrika).

Lit.: Haupt, Georg: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Darmstadt, 2 Bde., Darmstadt 1952-52, S. 163; Schaal, Katharina (Red.): Geld-Wechsel/Wechsel-Geld. Geld in Hessen 1500-2000, Katalog Darmstadt 2000.