Stadtlexikon Darmstadt

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Minnigerode, Ludwig

Hofgerichtspräsident
* 15.02.1771 Alsfeld
† 08.09.1839 Darmstadt
Im Herbst 1789, als die ersten Revolutionsmeldungen aus Frankreich eintrafen, hatte der Alsfelder Stadtsyndicus Benjamin Minnigerode, ein unehelicher Sohn des adligen Oberforstmeisters in Romrod, in etwas voreiliger Begeisterung an Landtagskollegen in DA und Grünberg geschrieben, man sollte „die Zeitläufte“ nutzen, um auch in Hessen gegen den Absolutismus vorzugehen. Denunziert und verhaftet, hat er sich auf dem Transport nach Gießen erschossen. Trotzdem wurde sein älterer Sohn Georg Hofmedicus in DA, der jüngere Ludwig einer der führenden Reformjuristen des Landes. Verheiratet mit einer Tochter des Geheimen Staatsrats Ernst Wilhelm Zimmermann, hatte Letzterer als Präsident der Regierung in Arnsberg maßgeblichen Anteil an der Neuordnung von Justiz und Verwaltung in der durch den Reichsdeputationshauptschluss 1803 hessisch gewordenen Provinz Westfalen. 1815 kam Minnigerode als Präsident des Hofgerichts für Starkenburg nach DA. 1834 noch zum Mitglied des Staatsrats berufen, musste er Knall auf Fall seinen Abschied nehmen, als Sohn Carl (1814-1894), der als Jurastudent in Gießen zum revolutionären Büchner-Weidig-Kreis zählte, als Kurier mit noch druckfrischen Paketen des „Hessischen Landboten“ festgenommen wurde. Carl wurde nach mehrjähriger Haft aus Gesundheitsgründen freigesetzt und konnte 1839 nach Amerika ausreisen. Zunächst Lehrer und Latein-Professor in Williamsburg, wurde er später Geistlicher und Bischof der Episcopal Church in Richmond und war hier im Bürgerkrieg enger Vertrauter des Südstaaten-Präsidenten Jefferson Davis.

Lit.: Neue Deutsche Biographie. Hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 17, S. 542f.; Hessische Biographien. In Verbindung mit Karl Esselborn und Georg Lehnert hrsg. von Hermann Haupt, Bd. 2, S. 285-288; Zimmermann, Erich: Karl Minnigerode (1814-1894) – ein Lebensbild. In: Jahrbuch der Hessischen Kirchengeschichtlichen Vereinigung, Bd. 36, 1985, S. 81-93; Geschichte der Freiherrn von Minnigerode, masch. 1911.