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Jaup, Carl

Ministerpräsident
* 27.09.1781 Gießen
† 05.09.1860 Darmstadt
Für den Sohn des Gießener Rechtsprofessors und Universitäts-Vizekanzlers Helwig Bernhard Jaup (1750-1806) war die Juristenkarriere vorgezeichnet. Mit dem Vater reiste er 1801/02 zur Reichsdeputation nach Regensburg, wurde unmittelbar nach der Göttinger Promotion a.o. Professor in Gießen und im Rheinbundjahr 1806 Ordinarius. Gemeinsam mit dem wenig älteren Kollegen Karl Grolman nahm er an den Gießener Konferenzen über den Code Napoleon teil. 1814 kurzzeitig dem Zentralgouvernement für Isenburg und Frankfurt zugeordnet, kam Jaup 1815 als Geheimer Referendär ins Darmstädter Ministerium, wo er zunächst für die Eingliederung der künftigen Provinz Rheinhessen zuständig war. 1820 hatte er maßgeblichen Anteil an der Liberalisierung des von den Ständen zunächst abgelehnten Verfassungs-Edikts. Als Staatsrat unter Grolman für Bundesangelegenheiten zuständig, wurde er 1824 auf Druck Metternichs in die Gesetzgebungskommission abgeschoben und war dann für einige Jahre Präsident des provisorischen Kassationshofs für Rheinhessen. Politischer als die meisten Ministerialen, ließ er sich in den Darmstädter Gemeinderat, 1832 auch in den Landtag wählen, wurde aber von Du Thil weitgehend kaltgestellt, da man ihm für die Folgelandtage die trotz der vorzeitigen Pensionierung erforderliche Zustimmung versagte. Mitarbeit in verschiedenen Vereinen und Ausschüssen hielten Jaup gleichwohl im Gespräch, sodass er im März 1848 zunächst in den Staatsrat berufen und nach dem Weggang Heinrich von Gagerns nach Frankfurt im Sommer Innenminister und Vorsitzender des Gesamtministeriums wurde, das er über das Scheitern der Paulskirche hinweg bis Ende Juni 1850 geleitet hat. Zur Versorgung wurde ihm zunächst die Leitung des Oberkonsistoriums, 1854 zugleich die Direktion des Hessischen Landesmuseums übertragen. 1982 wurde die Jaupstraße im Stadtteil Kranichstein nach ihm benannt.

Lit.: Neue Deutsche Biographie. Hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 10, S. 369f.; Jaup, Bernhard: Aufzeichnungen des Großherzoglichen hessischen Ministerpräsidenten Dr. Heinrich Karl Jaup über sein Wirken im öffentlichen Leben. In: Archiv für Hessische Geschichte und Altertumskunde, NF 15, 1928, S. 644-661; Rack, Klaus-Dieter / Vielsmeier, Bernd (Hrsg.): Hessische Abgeordnete 1820-1933. Biografische Nachweise für die Erste und Zweite Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen 1820-1918 und den Landtag des Volksstaats Hessen 1919-1933, Darmstadt 2008, S. 472f.