Stadtlexikon Darmstadt

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Bockshaut

Das Gebäude in der Kirchstraße 7, Geburtshaus des Literaturhistorikers Georg Gottfried Gervinus, war im späten 16. und 17. Jahrhundert Pfarrhaus und Wohnhaus des Rektors der Darmstädter Stadtschule. Im Jahr 1760 erwarb der Gerber Nikolaus Gervinus (1715-1808), dessen Familie im Norden vor der Stadt (Beginn der Frankfurter Straße) eine Gerberei betrieb, das Haus, hängte das Gerberzeichen, die „Bockshaut“, heraus und gab dem Gebäude damit seinen Namen. Nikolaus’ Sohn Georg Gervinus (1765-1837) musste die Gerberei zu Beginn des 19. Jahrhunderts aufgeben, weil aufgrund der geplanten Stadterweiterung die Freiflächen zur Felltrocknung an der Frankfurter Straße wegfielen. Deshalb sattelte er um und betrieb seitdem eine Weinstube, die seit 1881 regelmäßig in den Darmstädter Stadtführern Erwähnung fand. Zu dieser Zeit war die Wirtschaft im Besitz der Familie Habich, hier wurde 1872 der bedeutende Bildhauer Ludwig Habich, Mitglied der Darmstädter Künstlerkolonie, geboren. Seit 1918 ist die Bockshaut in dritter Generation im Besitz der Familie Heiß. Nach einem Umbau 1925 wurde ein Hotelbetrieb mit zunächst sieben Gästebetten eröffnet. Nach der Kriegszerstörung 1944 wurde die Gastwirtschaft schon im Dezember 1944 im historischen Kellergewölbe wieder eröffnet, 1950/51 an alter Stelle nach dem Entwurf von Wilhelm Koban ein größerer Neubau errichtet. Dabei wurde der Tresorraum des benachbarten, nicht wieder aufgebauten Pfandhauses einbezogen. Neben der Krone ist die Bockshaut die einzige Darmstädter Gaststätte, die seit mehr als 200 Jahren an alter Stätte betrieben wird.