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Dienst, Karl

Pfarrer, Oberkirchenrat, Kirchenhistoriker
* 24.01.1930 Weisel
† 27.05.2014 Darmstadt
Karl Dienst wurde in Weisel (Rhein-Lahn-Kreis) als Sohn des Lehrers Friedrich Cronje Dienst und seiner Ehefrau Elisabeth Wilhelmine Dienst geb. Engel geboren. Von 1936 bis 1940 besuchte er die Volksschule in Weisel. 1940 wechselte er in das private Institut Hofmann in St. Goarshausen. 1945 wurde diese Schule zerstört. Nach der Wiedereröffnung der Schulen im November 1945 besuchte Dienst das Rheingau-Gymnasium in Geisenheim und legte dort 1949 die Abiturprüfung ab. Angeregt durch den Rüdesheimer Gemeindepfarrer studierte er in Mainz bis 1954 Evangelische Theologie, und wurde dort 1955 mit einer Arbeit über die Geschichte des lutherischen Gottesdienstes in der Freien Reichsstadt Frankfurt am Main promoviert. Nach dem Ersten Theologischen Examen 1955 wirkte er als Schulvikar in Bad Ems und besuchte anschließend das Theologische Seminar in Herborn. 1956 war er Lehrvikar in Limburg. Nach dem Besuch des Theologischen Seminars in Friedberg legte er im Herbst 1957 das Zweite Theologische Examen ab. Von 1957 bis 1959 verwaltete er als Pfarrvikar die Pfarrstelle III an der Marktkirche in Wiesbaden und wurde dort 1957 ordiniert. Im Jahr darauf heiratete er Ellen Ruth, geborene Günther.

Von 1959 bis 1963 war Dienst Pfarrer in der Markusgemeinde in Gießen und nahm neben dem Gemeindepfarramt einen Lehrauftrag am Theologischen Seminar in Herborn wahr. 1963 wechselte er in die Gießener Petrusgemeinde und war ab 1967 auch Vorsitzender der Evangelischen Gesamtgemeinde Gießen sowie ab 1968 Mitglied der Kirchensynode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) und deren Rechtsausschuss.

1970 wurde Karl Dienst von der Kirchenleitung der EKHN zum Oberkirchenrat und theologischen Leiter des Referats Schulwesen II in der Kirchenverwaltung in Darmstadt berufen, wo er sich mit Themen der Bildungspolitik, mit dem Beruflichen Schulwesen, dem Gymnasium und kirchlichen Schulen, der Fachhochschule sowie mit Konfirmandenunterricht, Jugendarbeit und Erwachsenenbildung befasste. 1978 und 1986 wurde er jeweils für acht Jahre wiedergewählt. Von 1971 bis 1990 gehörte er der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland an und hatte dort 11 Jahre lang den Vorsitz im Ausschuss für Schrift und Verkündigung, dem Theologischen Ausschuss, inne. 1994 ging er in den Ruhestand.

1972 bis 2003 hatte Karl Dienst an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt/Main einen Lehrauftrag für Liturgik inne, der später um den Bereich der Hymnologie erweitert wurde. 1983 zum Honorarprofessor ernannt, unterrichtete er nun auch Systematische Theologie / Glaubenslehre. Ab dem Wintersemester 1984/85 übte Dienst bis 2005 einen Lehrauftrag an der Universität Frankfurt für Praktische Theologie und Kirchen- und Theologiegeschichte aus, seit 1985 ebenfalls als Honorarprofessor. Von Frankfurt aus vertrat Dienst auch an der Technischen Hochschule bzw. Universität in Darmstadt das Fach Kirchengeschichte.

Außerdem war Karl Dienst seit 1987 Direktor des Deutschen Instituts für Bildung und Wissen in Paderborn, 24 Jahre lang Zweiter Präsident der Luthergesellschaft, Mitglied der Hessischen Historischen Kommission, der Historischen Kommission für Nassau sowie der Hessischen Kirchengeschichtlichen Vereinigung, deren Jahrbuch er von 1967 bis 1993 herausgab. Zu seinem 65. Geburtstag widmete ihm die Kirchengeschichtliche Vereinigung eine Festschrift, und 2010 wurde ihm für sein reiches Lebenswerk das Bundesverdienstkreuz verliehen.

Mehr als 500 Titel umfasst die Liste der Veröffentlichungen von Karl Dienst: Monografien, Aufsätze, Lexikonartikel und Rezensionen. Als Student trat Dienst 1953 dem Mainzer Wingolf bei; später wurde er auch Mitglied im Gießener und im Darmstädter Wingolf. Die Wingolfblätter brachten regelmäßig seine Texte. Ebenso findet man stets seine Kommentare und Meditationen in der „Kreuzwacht“ der Kreuzpfadfinderschaft. Er schrieb für das Deutsche Pfarrerblatt, das Hessische Pfarrblatt, die Ebernburg-Hefte, das ibw-Journal (Institut für Bildung und Wissen), die Zeitschrift „Luther“, die Blätter für Pfälzische Kirchengeschichte und Religiöse Volkskunde sowie für den Informationsbrief der Bekenntnisbewegung „Kein anderes Evangelium“. Dienst gehörte zum Herausgeberkreis der Zeitschrift „Der evangelische Erzieher“ (Zeitschrift für Pädagogik und Theologie) sowie des Homiletisch-liturgischen Korrespondenzblattes – Neue Folge und gehörte der Hochkirchlichen Vereinigung Augsburgischen Bekenntnisses an, war zeitweise auch deren Vorsitzender und schrieb in deren Mitteilungsblatt. Karl Dienst starb nach längerer Krankheit und wurde am 3. Juni 2014 auf dem Friedhof in Darmstadt-Eberstadt beigesetzt. Er hinterließ seine Frau, vier Kinder und sieben Enkelkinder.

Lit.: J. F. Battenberg / E. Kätsch / H. Kemler / M. Sauer: Aspekte protestantischen Lebens im hessischen und nassauischen Raum: Festschrift für Karl Dienst zum 65. Geburtstag (Quellen und Studien zur hessischen Kirchengeschichte), Hess. Kirchengeschichtliche Vereinigung, 1995; Wolfgang Lück (Hrsg.): Gedenkbuch Karl Dienst. Kirchlich, kritisch, konservativ ins dritte Jahrtausend, Darmstadt 2018.