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Steinacker, Peter

Ev. Theologe, Kirchenpräsident der EKHN
* 12.12.1943 Frankfurt/Main
† 14.04.2015 Frankfurt/Main
Peter Steinacker wurde als Sohn von Else und Peter Berghäuser geboren. Nach dem Tod des Vaters heiratete seine Mutter später den Frankfurter Rechtsanwalt Fritz Steinacker, der Peter adoptierte. Steinacker studierte in Frankfurt, Tübingen und Marburg evangelische Theologie und Philosophie. Bereits als Schüler war er von Ernst Bloch begeistert und wurde in Marburg über „Das Verhältnis der Philosophie Ernst Blochs zur Mystik“ promoviert. Er übernahm zunächst eine Assistentenstelle an der Universität Marburg und wechselte 1975 auf eine Assistentenstelle an der Gesamthochschule Wuppertal mit den Schwerpunkten Altes Testament und Systematische Theologie. 1980 habilitierte er sich in Marburg, wurde in der Ev. Kirche im Rheinland nach einem verkürzten Vikariat ordiniert und arbeitete ab 1985 als Gemeindepfarrer in der Ev. Kirchengemeinde Unterbarmen-Mitte in Wuppertal.

1993 wurde Peter Steinacker von der Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) zum Kirchenpräsidenten gewählt (Wiederwahl 2000). Auch als Kirchenpräsident forschte und lehrte er regelmäßig, als Honorarprofessor an der Universität Marburg und mit einem Lehrauftrag in Frankfurt. Er hielt auch Vorlesungen an der Al-Azhar Universität Kairo und initiierte dort ein Studienjahr für Pfarrer und Pfarrerinnen der EKHN für Islamische Theologie. Die Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt verlieh Steinacker im Juni 2000 die Ehrendoktorwürde.

In Steinackers Amtszeit bis 2008 fielen in der EKHN die Reform der „Mittleren Ebene“ als Stärkung der Dekanate, der Kirchenreformprozess „Perspektive 2025“ sowie der Kooperationsprozess mit der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck. Ein weiterer Schwerpunkt lag auf dem Ausbau der Beziehungen zu den Partnerkirchen der EKHN in Afrika und Asien sowie in der Unterzeichnung einer Partnerschaftsvereinbarung mit der US-amerikanischen United Church of Christ 2008. In der Nachfolge von Kirchenpräsident Helmut Hild verantwortete Steinacker die dritte und vierte EKD-Erhebung zur Kirchenmitgliedschaft als Herausgeber. Er war Mitglied im Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentags und Schirmherr des Projektes „Bibel in gerechter Sprache“. Außerdem setzte er sich für die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare ein, die 2002 von der Synode der EKHN beschlossen wurde.

Steinacker widmete sich besonders der theologischen Deutung des Werkes Richard Wagners. Gemeinsam mit Karl Kardinal Lehmann, Fuat Sezgin und Salomon Korn erhielt Peter Steinacker 2009 den Hessischen Kulturpreis. Nach Sezgins Ablehnung wurde der Schriftsteller und Islamwissenschaftler Navid Kermani benannt, der Preis wurde schließlich nach längeren Diskussionen an alle vier Preisträger verliehen.

Peter Steinacker war verheiratet mit der Psychotherapeutin Inge Steinacker, geb. Jürgen. Die beiden hatten eine Tochter und drei Enkel. In seiner Freizeit war er ein begeisterter Hobby-Fußballer und wirkte selbst als Trainer.

Lit.: Jäger, Sarah: Peter Steinacker (1943-2015) – Kirche des Dialogs. In: Gisa Bauer (Hrsg.): Politik – Kirche – politische Kirche (1919-2019). Die evangelischen Kirchen in Hessen und Nassau im Spiegel ihrer kirchenleitenden Persönlichkeiten, S. 263-299.