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Sitte

1867 übernahm der aus Mainz zugezogene Österreicher Franz Wenzel Sitte (1827-1903), von Beruf Schuster, ein Haus in der Karlstraße, in dem Ernst Heyler (Gastwirt „Zum Weißen Schwan“) eine Gaststätte betrieb, und eröffnete hier ein Restaurant, das er nach dem Direktor einer Mainzer Brauerei, die das Bier lieferte, „Zur Moritzhalle“ nannte. 1873 bis 1876 betrieb Sitte den Brauereiausschank Fürstenauer Hof, Roßdörfer Straße 1, während die Moritzhalle an Casimir Niederhof verpachtet war, übernahm 1877 jedoch wieder das alte Haus in der Karlstraße 15 und nannte seine Restauration jetzt „Zur Rheinischen Bierhalle“. Franz Sittes gleichnamiger Sohn (1865 bis nach 1942) übernahm das Lokal 1898. Eigentümer des Hauses war zu dieser Zeit bereits die Brauerei Justus Hildebrandt aus Pfungstadt, die es den Erben von Ernst Heyler 1889 abgekauft hatte. Deshalb hieß das Restaurant jetzt „Hildebrandtsche Bierhalle Restaurant Sitte“ (ebenfalls 1889 eröffnete die Brauerei ihren Darmstädter Brauereiausschank „Zur Stadt Pfungstadt“ in einem großzügigen Neubau in der Elisabethenstraße 2 am Ludwigsplatz). 1904 wurde das alte einstöckige Gebäude, das auf den Fundamenten eines früheren Schafstalls stand, abgerissen und durch einen mehrstöckigen Neubau ersetzt. Franz Sitte gab das Restaurant kurz nach 1930 aus Altersgründen auf.

Seine Nachfolger waren Franz Beuer (1932-37), Jakob Feuring (1938-42) und Fritz Heller, der die „Sitte“ auch nach 1945 weiter betrieb. Nach der Zerstörung des Gebäudes in der Brandnacht wurde die Gaststätte zunächst behelfsmäßig weitergeführt. 1954/55 baute die Pfungstädter Brauerei auf dem erhaltenen Erdgeschoss das Gebäude wieder auf, das am 01.07.1955 eröffnet wurde. 1970 erfolgte ein erneuter Umbau. Nach mehrmaligem Pächterwechsel betreibt seit November 1979 die Familie Knieriem die Gaststätte. Die Pächterfamilie konnte 2004 ihr 25-jähriges Jubiläum und das 100-jährige Bestehen des Neubaus feiern. 2011 wurde das Restaurant um einen neuen Wintergarten erweitert.