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Raubold, Eckart

Physiker, Informatiker, Pionier der IT-Sicherheit
* 13.06.1938 Altenburg/Thüringen
† 05.10.2010 Ulm
Eckart Raubold wurde als zweiter Sohn des Rechtsanwaltes Martin Raubold und seiner Ehefrau Anneliese geb. Zürn in Altenburg geboren. Er besuchte acht Jahre die Volksschule seiner Heimatstadt und begann eine Lehre als Betriebselektriker. Er brach diese Lehre ab, als ihm 1954 die Möglichkeit zum Besuch der Oberschule des Söderblum Gymnasiums in Espelkamp in Westfalen geboten wurde. Drei Jahre später machte Raubold das Abitur und studierte anschließend Physik in Göttingen bis zur Vordiplomprüfung und danach an der Universität Hamburg. 1963 erwarb er das Physikdiplom. Danach war er zunächst als wiss. Hilfskraft und anschließend als wiss. Angestellter am Institut für Experimentalphysik der Universität Hamburg beschäftigt. 1968 wurde Raubold bei Professor Martin Teucher mit der Arbeit „Experimentelle Prüfung des Ein-Pion-Austausch-Modells mit Dürr-Pillkuhn-Formfaktoren an Reaktionen mit vier auslaufenden Teilchen“ promoviert. Seine berufliche Laufbahn setzte er als Mitarbeiter und späterer Leiter des Rechenzentrums des Deutschen Elektronen-Synchrotrons (DESY) in Hamburg fort. An der Hamburger Universität hielt Raubold bereits im Sommer 1970 einen Kurs „Einführung in die Informatik“ und gilt daher auch als einer der Gründerväter der Hamburger Informatik.

1974 wurde er Leiter des Instituts für Datenfernverarbeitung in Darmstadt. Dies war eine Nachfolgeeinrichtung des Deutschen Rechenzentrums (DRZ) und gehörte zur Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung (GMD). Das Institut für Datenfernverarbeitung war in der Rheinstraße 75 untergebracht, einem 1962 errichteten Gebäude. Das Institut befasste sich v.a. mit der Entwicklung von Protokollen und Standards für den reibungslosen Datenaustausch. Mit dem Aufkommen des Internets erforschte Raubold mit seinem Team in den 1980er Jahren an der Möglichkeit, eine verbindliche und sichere elektronische Kommunikation in offenen IT-Systemen zu gewährleisten. Dabei spielten sowohl rechtliche als auch Fragen der Sicherheit von Daten eine wichtige Rolle. Er beförderte den Dialog mit Juristen und wurde durch seine Forschung zu einem der „geistigen Väter der IT-Sicherheit für offene Netze“.

Auf Initiative von Eckart Raubold wurde 1989 in Darmstadt die TeleTrust Deutschland e.V. gegründet. Ursprungsidee war die Erarbeitung von Standards für Chipkarten und „Vertrauenszentren“ für Kommunikations- und Zahlungssysteme. Dieser überregionale Zusammenschluss von verschiedenen Organisationen und Firmen unterschiedlicher Größe hatte die „Förderung verläßlicher Tele-Informationstechnik in Wirtschaft, Gesellschaft und Staat auf nationaler und internationaler Ebene“ zum Ziel. Dieses Netzwerk leistete Pionierarbeit im Bereich der IT-Sicherheit. Raubold wurde zum Vorstandsvorsitzenden bestellt und prägte die Arbeit in den folgenden fünf Jahren maßgeblich. 1989 erhielt er für seine Arbeiten zur offenen und sicheren Kommunikation den Forschungspreis Technische Kommunikation der Alcatel-Lucent-Stiftung zuerkannt. Von 1994 bis zu seinem Ruhestand 2001 wirkte er als Verantwortlicher beim Forschungs- und Technologiezentrum der Deutschen Telekom, das seinen Sitz am Kavalleriesand 3 in Darmstadt hatte. Zudem war er bis Ende der 1990er Jahre einer von zwei Geschäftsführern der T-Systems Nova GmbH mit Sitz in Frankfurt/Main. Seit 1990 war er auch Honorarprofessor an der dortigen Universität.

Mit Beginn des Ruhestandes zog Eckart Raubold mit seiner Frau Antje, mit der er seit 1965 verheiratet war, nach Riedlingen am Rande der Schwäbischen Alb. Er starb nach längerer schwerer Krankheit im Alter von 72 Jahren in Ulm.

Lit.: Helmut Reimer und Karl Rihaczek: Zur Erinnerung an Eckart Raubold, in: Datenschutz und Datensicherheit, 12, 2010, S. 808; Bundesverband IT-Sicherheit e.V.: Jahresbericht 2019.