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Noack, Ulrich

Historiker
* 02.06.1899 Darmstadt
† 14.11.1974 Würzburg
Ulrich Noack studierte Geschichte und Philosophie an den Universitäten Berlin, Göttingen und München. Geprägt wurde Noack besonders durch das Erlebnis des Ersten Weltkriegs und die Idee des Völkerbunds, sowie durch seine Beschäftigung mit den philosophischen Schriften Friedrich Schillers und der Ethik Immanuel Kants. 1925 promovierte er mit einer Arbeit über „Bismarcks Friedenspolitik und das Problem des deutschen Machtverfalls“, in der er den Standpunkt vertrat, dass 1878 bis 1888 die Chance zur Abwehr der russisch-panslawistischen Gefahr nicht genutzt worden sei. 1919 habilitierte sich Noack in Frankfurt/Main für Mittlere und Neuere Geschichte. Während der NS-Zeit erhielt er Publikationsverbot, weil er zur Bekennenden Kirche gehörte. Immerhin konnte er eine Lehrstuhlvertretung in Halle und eine Dozentur in Greifswald ausüben. Nach dem 20.07.1944 wurde er für sechs Wochen inhaftiert, da er unter dem Verdacht der Mitwisserschaft stand.

Nach dem Krieg war Noack in Greifswald Mitbegründer der CDU und ging dann als Berater des hessischen Ministerpräsidenten nach Hessen. Von 1946 bis 1964 wirkte er als Ordinarius für Mittlere und Neuere Geschichte an der Universität Würzburg. Hier trat er in die CSU ein. Internationale Bekanntheit gewann Noack durch die Begründung des „Nauheimer Kreises“, der sich für eine Neutralisierung Deutschlands einsetzte und die geplante Wiederbewaffnung ablehnte. Nach seinem Ausschluss aus der CSU trat Noack einige Jahre später der FDP bei, die er 1960 wieder verließ, um sich der SPD anzunähern. 1951 gründete er die politische Gruppe „Freie Mitte“ und gab bis 1967 die Zeitschrift „Welt ohne Krieg“ heraus.

Lit.: Neue Deutsche Biographie. Hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 19, S. 298f.