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Kekulé, August

Chemiker
* 07.09.1829 Darmstadt
† 13.07.1896 Bonn
August Kekulé begann nach dem 1847 bestandenen Abitur am Ludwig-Georgs-Gymnasium nach dem Wunsch des Vaters, Oberkriegsrat Ludwig Karl Kerkulé (1773-1847), ein Architekturstudium in Gießen. Als Augenzeuge in dem Aufsehen erregenden Mordprozess an der Gräfin Görlitz, bei dem Justus von Liebig als Gutachter auftrat, war er von dessen Persönlichkeit und von der chemischen Wissenschaft so fasziniert, dass er nach dem Tod des Vaters gegen den Willen der Familie den Wechsel zur Chemie durchsetzte. 1849 bis 1851 studierte Kekulé bei Liebig in Gießen Chemie und hörte auch Vorlesungen über Mineralogie, Geologie, Physik u. a. Mit Empfehlungsschreiben Liebigs traf Kekulé im Mai 1851 in Paris ein, wo er bei allen namhaften Chemikern Frankreichs studierte, vor allem bei Charles Gerhardt (1816-1856), der gerade an dem Versuch der Klassifikation organischer Verbindungen arbeitete. Diese Begegnung wurde entscheidend für Kekulés spätere Forschungsarbeit. 1852 kehrte er noch einmal nach DA zurück, erwarb seine Promotion in Gießen und nahm noch im selben Jahr eine Tätigkeit als Privatassistent bei dem Chemiker Adolf von Planta (1820-1895) in der Schweiz auf. Während einer anschließenden Assistenz in London lernte er Alexander Williamson (1824-1904) und dessen Kreis kennen, der ihm weitere theoretische Erkenntnisse über den Aufbau chemischer Verbindungen vermittelte.

Als Privatdozent in Heidelberg (1856-58) entwickelte Kekulé erstmals seine Bahn brechende Theorie, in der er die Zusammensetzung organischer chemischer Verbindungen vor allem unter Hinweis auf die Mehrwertigkeit (Valenz) des Kohlenstoffs, d. h. dessen Fähigkeit, sich gleichzeitig mit mehreren anderen Stoffen und mit sich selbst zu verbinden, neu erklärte. Nach seiner Berufung zum o. Professor für Chemie an die Universität Gent (1858) erweiterte Kekulé seine Forschungen zur Strukturtheorie um die aromatischen Kohlenwasserstoffe. Hier gelang ihm die Entdeckung der aus sechs Kohlenstoffatomen bestehenden Ringstruktur des Benzols, eine bis dahin undenkbare Vorstellung. Nach seiner Berufung an die Universität Bonn (1867), der er bis zu seinem Tod treu blieb, untermauerte Kekulé die Benzol-Theorie durch weitere Untersuchungen, in die auch sein wachsender Schülerkreis eingebunden war, darunter der Darmstädter Richard Anschütz, der später eine zweibändige Biografie über Kekulé veröffentlichen sollte und dafür 1932 in DA mit der neu geschaffenen „Liebig-Kekulé-Medaille“ ausgezeichnet wurde. In seiner Valenz- und Strukturlehre fasste Kekulé die gesamten chemischen Erfahrungen seiner Zeit in einer Theorie zusammen, die für Jahrzehnte die Grundlage aller Forschung auf dem Gebiet der Organischen Chemie bildete. Seine Benzoltheorie ermöglichte die gezielte Herstellung synthetischer Farbstoffe und des Steinkohlenteers. In DA erinnert seit 1917 die Kekuléstraße an ihn.

Lit.: Neue Deutsche Biographie. Hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 11, S. 414-424; Hafner, Klaus: August Kekulé – dem Baumeister der Chemie zum 150. Geburtstag, Darmstadt 1980 (Darmstädter Schriften 46).