Stadtlexikon Darmstadt

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Harnier, Wilhelm von (Sohn)

Forschungsreisender, Zeichner
* 09.04.1836 Darmstadt
† 23.11.1861 Gondokoro/Nordafrika
Den Dienst als Leutnant im Darmstädter Garde-Kavallerie-Regiment Chevauxlegers (Garnison) musste Wilhelm von Harnier aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Seine Ärzte verordneten ihm Kuraufenthalte in südlichen Regionen während der rauen Wintermonate in Europa. Dies verband er mit seiner Reiseleidenschaft. Wie viele wohlhabende und gebildete Zeitgenossen im 19. Jahrhundert begann Harnier nun, fremde Länder zu erkunden, Altertümer zu sammeln und Reiseschilderungen zu verfassen. Seine erste Ägypten-Reise unternahm er zwischen 1856 und 1857, auf der er sich insbesondere auf die Hauptstadt Kairo und auf die Besichtigung der archäologischen Denkmäler Oberägyptens konzentrierte. Die zweite Expedition 1858/59 führte ihn erneut in den Orient bis hinunter in den Sudan – zum Blauen Nil an den Katarakt von Roseires. In einem dritten Anlauf 1861 erreichte er schließlich den Weißen Nil im ägyptischen Sudan. Bei einem Jagdunfall – ein Büffel hatte ihn angegriffen – verlor er sein Leben.
In Deutschland hatte sich Harnier vor seiner letzten Afrika-Reise mit dem Zoologen Johann Jakob Kaup darüber verständigt, einen Teil der auf den Expeditionen gesammelten Objekte und Präparate dem Hessischen Landesmuseum zu übereignen. Auf all seinen Unternehmungen hielt er die vor Ort gemachten zoologisch-botanischen und ethnologischen Eindrücke in Büchern und Zeichenblöcken dokumentarisch fest. Die angefertigten Studien und Skizzen wurden viele Jahre später dem Hessischen Staatsarchiv übergeben. Nach seinem Tod veröffentlichte sein Bruder Adolph dessen Tagebücher (1866) mit zahlreichen Zeichnungen und persönlichen Erinnerungen.

Lit.: Hessisches Landesmuseum Darmstadt: Ägypten: Forscher und Schatzjäger, Kurzführer der Ausstellung, Darmstadt 2004.