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Behn, Friedrich

Archäologe, Prähistoriker, Bodendenkmalpfleger
* 14.02.1883 Neustrelitz
20.08.1970 Mainz
Friedrich Carl Emil Gustav Behn wurde als Sohn des Oberpostsekretärs Friedrich Behn und seiner Frau Maria Heyss in der mecklenburgischen Stadt Neustrelitz geboren. Er besuchte von 1895 bis 1899 das Gymnasium Carolinum in Neustrelitz und danach die Gelehrtenschule des Johanneums in Hamburg, wohin sein Vater versetzt wurde. Dort macht er 1901 das Abitur. Anschließend studierte er Archäologie, Theologie und Musik in Heidelberg und Rostock. Dort wurde er im November 1906 zum Dr. phil. promoviert. Nach einer Tätigkeit als Hauslehrer kam er zum Jahresbeginn 1909 als Direktorialassistent an das Römisch-Germanische Zentralmuseum in Mainz. Hier war er zunächst wissenschaftlicher Hilfsarbeiter und stieg in den kommenden Jahren bis zum Kustos (1923) auf.

Im Frühjahr 1914 habilitierte sich Behn für das Fach Altertumskunde und Bodendenkmalpflege an der TH Darmstadt. Im Ersten Weltkrieg diente er in einer Vermessungsabteilung. Im April 1920 wurde ihm von der TH Darmstadt der Titel eines Professors verliehen. Ab 1922 bis 1948 war er Bodendenkmalpfleger für die Provinz Starkenburg und später auch für Rheinhessen. Behn war zusammen mit anderen Wissenschaftlern an Grabungen in der Burg Hagen in Dreieichenhain (1924/25), im Kloster Lorsch (1927-37) und bei der Einhardsbasilika in Steinbach bei Michelstadt (1931-33) beteiligt. Alle Grabungen führten zu wichtigen neuen Erkenntnissen. 1926 wurde er außerordentlicher Professor und 1940 außerplanmäßiger Professor an der TH Darmstadt.

Friedrich Behn vertrat bereits in den 1920er Jahren völkische Ansichten und zeigte im Nationalsozialismus eine entsprechende Haltung. Er war Mitglied im Stahlhelm, im Volksbund für das Deutschtum im Ausland (1930-45), in der NS-Volkswohlfahrt und im Reichsluftschutzbund (beide 1937-45) aber nicht in der NSDAP. Er diente sich dem „Ahnenerbe“ der SS mehrfach an. Seine Vorlesungen in dieser Zeit trugen Titel wie „Germanenkunde“ oder „Altgermanische Kulturhöhe in drei Jahrtausenden“. In einem Gutachten der Ortsgruppe der NSDAP wurde er 1936 als „150-prozentig politisch zuverlässig“ eingestuft.

Nach seiner Pensionierung 1948 ging er an die Universität Leipzig. 1948/49 war er dort Gastprofessor und 1950 ordentlicher Professor. Den Lehrstuhl für Vor- und Frühgeschichte hatte er bis 1954 inne, jedoch vertrat er diese Professur kommissarisch bis 1963 weiter. Von 1949 bis 1957 war er Direktor des Leipziger Instituts für Vor- und Frühgeschichte. 1963 kehrte er nach Mainz zurück, wo er 1970 verstarb. Sein Grab befindet sich auf dem alten Friedhof in Goslar.
1965 wurde er aufgrund seiner Verdienste bei den Klosterausgrabungen zum Ehrenbürger der Stadt Lorsch ernannt. Drei Jahre später erhielt er die Ehrenplakette des Kreises Bergstraße. Aus Anlass seines 100. Geburtstages stiftete die Stadt Lorsch 1983 den Friedrich-Behn-Preis für Verdienste um die historische Erforschung des Klosters Lorsch. Zudem wurde bereits 1973 am Kloster Lorsch eine Gedenktafel angebracht. Seit etwa 20 Jahren wird in der wissenschaftlichen Diskussion verstärkt Kritik an den Grabungsmethoden, der Art der Dokumentation und den Interpretationen der Grabungen von Behn geübt.

Lit.: Wolf, Christa / Viefhaus, Marianne: Verzeichnis der Hochschullehrer der TH Darmstadt, Darmstadt 1977; Hanel, Melanie: Normalität unter Ausnahmebedingungen. Die TH Darmstadt im Nationalsozialismus, Darmstadt 2014; Göller, Andreas: Vor 100 Jahren – Friedrich Behn: ein Prähistoriker für die TH Darmstadt, in: hoch3, Jg. 10, Ausgabe 2, April 2014, S. 25.