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Bossler, Heinrich Philipp

Kupferstecher, Musikverleger, Musikalienhändler, Impresario
* 22.06.1744 Darmstadt
† 08.09.1812 Leipzig
Heinrich Philipp Bossler hatte den Beruf eines Kupferstechers erlernt und stand zunächst in landgräflichen Diensten. Seit 1776 wandte er sich den Problemen des Notendrucks zu und machte um 1779 eine Erfindung, die es ihm erlaubte, den Notendruck schneller, billiger und sauberer herzustellen als bisher. Einzelheiten des Verfahrens sind nicht überliefert. Er baute einen Musikverlag in Speyer auf und stand mit den hervorragendsten Komponisten seiner Zeit in Verbindung. Bedeutsam wurde die Herausgabe von Anthologieserien, in denen er die zeitgenössische Musik sowohl in Originalen als auch in Klavierbearbeitungen anbot. Wegen der von Frankreich ausgehenden Kriegsgefahr zog er sich im Sommer 1792 nach DA zurück, doch litt sein Unternehmen auch hier unter den anhaltenden Kriegsereignissen. Als er im Februar 1794 zusammen mit der blinden Glasharmonikavirtuosin Mariane Kirchgeßner (1769-1808) für mehrere Jahre nach London ging, führte sein Sohn, Friedrich Jakob (*1773), den Verlag in DA weiter. 1795 erschienen noch etwa 15 Editionen. Nach dem Einmarsch französischer Truppen im August 1796 erlosch die Verlagstätigkeit, die Notendruck-Gerätschaften wurden verkauft. Bosslers Haus, „auf dem kleinen Brückelgen“ gelegen, stand 1797 zum Verkauf an. Friedrich Jakob Bossler wanderte nach Amerika aus. Heinrich Philipp Bossler erwarb 1800 ein Haus in Gohlis/Leipzig. Nach dem Tod der Kirchgeßner zog er 1810 nach Leipzig. Dort warb er zuletzt für Liköre aus eigener Herstellung.

Lit.: Schneider, Hans: Der Musikverleger Heinrich Philipp Boßler, 1744-1812. Mit bibliographischen Übersichten und einem Anhang: Mariane Kirchgeßner und Boßler, Tutzing 1985.