Medailleur, Bildhauer, Kunstpädagoge
* 29.06.1871 Perleberg
† 02.01.1938 Berlin
Nach Jahren als Ziseleur in der Bronzegießerei Otto Schulz in Berlin ermöglichte ein Stipendium Rudolf Bosselt den Besuch der Fachklasse für Ziseleure an der Frankfurter Kunstgewerbeschule. Unter dem Einfluss seines Lehrers Joseph Kowarzik wandte er sich der Medaille zu und besuchte, um die vorbildhafte französische Medaillenkunst zu studieren, 1897/98 die Académie Julian in Paris. Bekannt wurde Bosselt durch die Gestaltung einer Taufmedaille, die das preußische Kultusministerium in Auftrag gegeben hatte. 1899 erfolgte seine Berufung an die Künstlerkolonie nach DA, wo er sich der dekorativen Plastik, der Medaillen- und Schmuckkunst sowie dem Kunstgewerbe widmete. Auf der ersten Künstlerkolonie-Ausstellung 1901 war er mit über 100 Arbeiten vertreten. Neben der offiziellen Erinnerungsmedaille dieser Schau schuf Bosselt u. a. die beiden Siegesgenien am Eingang zum Ernst-Ludwig-Haus (MKKD) sowie den figürlichen Erkerschmuck am „Kleinen Haus Glückert“ (Glückert-Häuser). 1903 wurde er als Lehrer der Fachklasse für Modellieren an die Düsseldorfer Kunstgewerbeschule berufen. Hier verlagerte er den Schwerpunkt seines Schaffens auf die Großplastik. Von 1911 bis 1924 war Bosselt Direktor der Kunstgewerbe- und Handwerkerschule in Magdeburg, von 1928 bis 1931 leitete er die Städtische Handwerker- und Kunstgewerbeschule in Braunschweig. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er als Bildhauer in Berlin.
Lit.: Losse, Vera: Rudolf Bosselt. Erneuerer der deutschen Medaillenkunst. Bildhauer und Reformpädagoge, Köln 1995.