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Schetky, Familie

Musikerfamilie, von der mehrere Mitglieder in DA tätig waren. Der Sänger und Violinist Ernst Gottlieb Schetky (01.01.1716 DA – 02.06.1767 DA) hatte das Pädagog besucht und war seit etwa 1738 Mitglied der Hofkapelle. Seine aus Karlsruhe stammende Frau, die Sängerin Maria Elisabeth Eberhard (1714-1769) hatte die Stelle einer Cantatrice an der Hofkapelle inne. Aus der Ehe gingen elf Kinder hervor, von denen vier gleichfalls den Musikerberuf ergriffen und eine Anstellung bei der Hofkapelle fanden. 1761 reiste Schetky zusammen mit drei seiner Musik ausübenden Kinder nach Hamburg und konzertierte dort auf Einladung der Kaufmannschaft. Auf der Rückreise bestritt die Familie Konzerte in Osnabrück und Göttingen. Schetky galt als ein Mann von ungezügeltem Temperament, der selbstbewusst auch nicht vor Kritik an den Maßnahmen seines Fürsten zurückscheute. Auf dem von Johann Christian Fiedler gemalten Bild „Musizierende Gesellschaft im Freien“ im Hessischen Landesmuseum DA sind vermutlich Mitglieder der Familie Schetky dargestellt.

Der Sohn Johann Georg Christoph Schetky (17.8.1737 DA – 1773 Edinburgh) wurde von seinem Vater und von Johann Samuel Endler ausgebildet; bei Anton Filtz in Mannheim soll er Violoncello-Unterricht erhalten haben. 1755 wurde er Akzessist und 1758 (gering) besoldetes Mitglied der Hofkapelle. Mit großem Erfolg gastierte er 1761 zusammen mit seinem Vater und seinen Schwestern Charlotte und Ludomilla in Hamburg, wo er sein durch ein Ungeschick zerstörtes Cello durch ein hervorragendes anderes Instrument ersetzt bekam. Seine Konzerttätigkeit außerhalb DAs führte ihn nach Mannheim, Frankfurt/Main, Hanau und Wetzlar. Als er seinen Urlaub über Gebühr überzog, wurde er 1764 arrestiert. Doch er pflegte weiterhin unter Versäumnis seiner Pflichten bei Hof eine freie Konzerttätigkeit. 1767 wurde er noch als Kapellmitglied geführt, 1768 erhielt er Reiseurlaub nach Hamburg, trat dort in Konzerten auf, spielte im Jahr darauf zusammen mit seinem Bruder Karl in Lübeck und in Ludwigslust und kehrte nicht mehr nach DA zurück. 1770 konzertierte er – wohl auf Empfehlung von Johann Christian Bach – in London und wurde zwei Jahre später in Edinburgh als Konzertvioloncellist engagiert. Er bevorzugte eine von der üblichen Griffweise abweichende Bogenhaltung, bei der drei Finger die Bogenhaare spannten, und galt als Meister einer akkordunterstützenden Recitativbegleitung. Auch kompositorisch hat er sich betätigt. Auf dem linken Auge soll er blind gewesen sein. Manuskripte seiner Werke (Sinfonien, Sonaten, Duette) sind erhalten in der Universitäts- und Landesbibliothek und in der Landesbibliothek Schwerin. Drucke erschienen in London und in Edinburgh.

Charlotte Luise Dorothea Schetky (10.04.1739 DA – 06.04.1765 DA) war als Sopran-Sängerin bereits mit zwölf Jahren in der Hofkapelle tätig und wurde 1753 fest angestellt. Ihr Stimmumfang soll mehr als zwei Oktaven betragen haben. Nach der Rückkehr von einer Konzertreise soll sie in Folge allzu großer Anstrengungen gestorben sein. Ihre Schwester Ludomilla Maria Friedrike (06.07.1741 DA – 29.01.1771 Zwingenberg) wurde vermutlich von der Mutter im Gesang unterrichtet und 1759 als Sängerin (Alt) in die Hofkapelle aufgenommen. Ihre Kunstfertigkeit, ihr musikalischer Ausdruck und ihr Stimmumfang sollen außergewöhnlich gewesen sein. Selbst schwierige Partien vermochte sie vom Blatt zu singen. Während der Zeit, als ein Tenor bei der Hofkapelle fehlte, sang sie aushilfsweise im Tutti die Tenorpartie der Kantaten mit. 1768 heiratete sie den literarisch und musikalisch begabten Ernst Karl Ludwig Isenburg von Buri (1746-1806) und zog sich danach aus der Öffentlichkeit zurück. Ihre außerordentliche Schönheit wurde von den Zeitgenossen gerühmt. Georg Karl Jakob Schetky (01.04.1747 DA, Todesjahr unbekannt) wurde 1767 als Akzessist bei der Hofkapelle angenommen. Im Herbst 1768 trat er zusammen mit seinem Bruder Christoph in Lübeck auf, im September 1769 auf Schloss Ludwigslust und am 11.10.1769 in Hamburg. Über den weiteren Lebensweg ist nichts bekannt.

Lit.: Einige Tonkünstler älterer Zeit. In: Allgemeine musikalische Zeitung 2, 1799, Nr. 3 und 5; Gerber, Ernst Ludwig: Neues historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler, 1812-1814; Noack, Elisabeth: Musikgeschichte Darmstadts vom Mittelalter zur Goethezeit, Mainz 1967 (Beiträge zur mittelrheinischen Musikgeschichte Nr. 8), S. 239-242, 259-261; Bill, Oswald: Die Musiker in Johann Christian Fiedlers "Darmstädter Gesellschaft im Freien". In Kunst in Hessen und am Mittelrhein, NF 8, 2015, S. 87-94.