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Lissitzky, El

Architekt, Typograf, Fotograf, Kunsttheoretiker
* 10.11.1890 Potschinok/Russland
† 30.12.1941 Moskau
Eliezer Lissickij hatte sich nach dem Abitur 1909 in Witebsk an der Petrograder Akademie für Malerei beworben, wurde jedoch als Jude abgelehnt. Er zog daraufhin nach Arnstadt/Thüringen und begann noch 1909 an der TH Darmstadt Architektur zu studieren (Brief vom 07.08.1923), tauchte aber erst zum Wintersemester 1910/11 im Vorlesungsverzeichnis auf und wohnte ab 25.10.1910 in der Kaupstraße 50. Er finanzierte sein Studium mit Prüfungsprojekten, die er für Kommilitonen ausführte. In den Semesterferien unternahm Lissitzky mehrere Reisen nach Frankreich, Belgien und Italien. Im Frühjahr 1914 bestand er mit Auszeichnung das Examen zum Diplomarchitekten, musste aber am 30. Juli wegen des Ersten Weltkriegs DA unter Zurücklassung aller Pläne und Zeichnungen fluchtartig verlassen. In Moskau legte er 1916 erneut ein Diplom als Ingenieur-Architekt ab. Während der Russischen Revolution war Lissitzky führendes Mitglied der Kunstkommission, gestaltete die erste Fahne der KPdSU und hatte großen Einfluss auf die Kulturpolitik. Ab 1919 lehrte er, berufen von Marc Chagall, an der Witebsker Kunstakademie, wo er gemeinsam mit Kasimir Malewitsch mit konstruktivistischen Gestaltungsprinzipien den Suprematismus begründete. Seine „Prounen“, Bilder von Farbflächen und geometrischen Körpern mit dynamischer Raumwirkung, sah er als „Umsteigestation von der Malerei zur Architektur“. 1921 wurde Lissitzky Professor an der staatlichen Kunstschule Moskau. 1922 bis 1923 war er in Deutschland mit Mies van der Rohe Mitbegründer der Künstlervereinigung G und Herausgeber der Zeitschrift „Der Gegenstand“ und stellte Kontakte zum Bauhaus und zur De Stijl-Gruppe her. Im Juli 1923 besuchte er DA erneut und entdeckte bei seiner früheren Vermieterin und in der TH Darmstadt die zurückgelassenen Entwürfe. Nach einem Aufenthalt wegen Lungentuberkulose im Tessin (1924-25) und der Organisation der Künstlergruppe und Zeitschrift „ABC“, war Lissitzky ab Juli 1925 Professor für Innenarchitektur in Moskau, 1928 Chefarchitekt des Zentralparks für Kultur in Moskau, und begann mit der Gestaltung russischer Pavillons für internationale Ausstellungen. Bis zu seinem Tod arbeitete er unermüdlich an der avantgardistischen Darstellung der Sowjetunion durch Ausstellungen, Plakate und Bücher. 1989 wurde in DA die El-Lissitzky-Straße auf der Lichtwiese nach ihm benannt.