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Korell, Adolf

Pfarrer, Minister
* 20.03.1872 Ober-Gleen/Kreis Alsfeld
† 17.09.1941 Darmstadt
Adolf Korell stammte aus einer oberhessischen Lehrerfamilie und studierte in Gießen Ev. Theologie. Im Pfarrdienst wurde er ab 1896 zunächst in Alsfeld eingesetzt, danach 1897 bis 1900 in DA und anschließend in Düdelsheim (Kreis Büdingen). Korell war von 1900 bis 1912 Pfarrer in Königstädten (Kreis Groß-Gerau) und 1912 bis 1928 im rheinhessischen Nieder-Ingelheim. Er galt als ein sehr volkstümlicher Prediger. Dem Hessischen Landtag gehörte Korell von 1911 bis 1918 für die Fortschrittliche Volkspartei und 1927 bis 1931 für die DDP an und war 1928 bis 1931 Minister für Arbeit und Wirtschaft in DA. Von 1920 bis 1928 war Korell für die DDP Mitglied des Reichstags. Mit der NS-Zeit begannen für den aufrechten Demokraten Korell und seine Frau schwere Jahre. Sie kamen nur notdürftig unter, in Wiesbaden bis 1937 und in Camberg 1937 bis 1939. Nach langen Bemühungen konnte Korell 1940 in Eschbach (Landkreis Usingen) in den Gemeindepfarrdienst zurückkehren. Er starb in DA auf der Durchreise zu einer Nachkur in Neunkirchen im Odenwald. 1906 hatte Korell für die „Vereinigten Liberalen“ für den Reichstag im Wahlkreis DA-Groß-Gerau erfolglos kandidiert. Das großherzogliche Oberkonsistorium eröffnete anschließend ein fragwürdiges Verfahren gegen ihn und erteilte ihm einen Verweis. Dadurch kam es zum damals vieldiskutierten „Fall Korell“, mit dem sich auch die hessische Landessynode in DA ausführlich befassen musste. Nach dem Ersten Weltkrieg wandte Korell sich gegen die Besetzung eines Teils von Hessen durch ausländische Truppen (Volksstaat Hessen). Wegen „seiner Verdienste um die mannhafte Verteidigung des feindbesetzten deutschen Landes“ ernannte der Senat der Universität Gießen Korell am 28.02.1923 zum Ehrensenator.

Lit.: Guyot, Johannes: Nachwort zum Fall Korell. Mit den Verhandlungen der hessischen Landessynode vom 8. bis 10. November 1906 als Anhang. Hefte zur Christlichen Welt, hrsg. von Martin Rade, Heft 58/59, Tübingen 1907; Holl, Karl: Die Darmstädter Reichstagswahl von 1906 und der „Fall“ Korell. In: Archiv für Hessische Geschichte und Altertumskund, NF 27, 1962/67, S. 121-161; Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus, hrsg. von Martin Schumacher, 3. Aufl., Düsseldorf 1994, S. 261.