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Kastell, Wilhelm

Kath. Pfarrer, Dekan, Ehrendomkapitular
* 20.06.1879 Worms
† 30.08.1958 Mainz
Wilhelm Kastells Wirken als Pfarrer von St. Ludwig währte vom Beginn des Ersten bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Nach Priesterweihe (1902) und Kaplanszeit in Bretzenheim war er von 1904 bis 1911 bereits als Kaplan in St. Ludwig tätig. Kürzere Einsätze als Pfarrverwalter führten ihn an verschiedene Orte des Mainzer Bistums, von 1912 bis 1915 war er Pfarrer in Mörlenbach. Am 01.09.1915 wurde Kastell zum Pfarrer von St. Ludwig, 1917 zum Dekan eingeführt. In seiner Amtszeit sind durch Abtrennung von Pfarrbezirken neue Pfarreien entstanden: Nieder-Ramstadt (1921), St. Fidelis (1922) und Griesheim (1925). Die erste öffentliche Fronleichnamsprozession in DA fand 1921 unter seiner Leitung statt. 1925 wurden vier neue Glocken in St. Ludwig aufgehängt, die jedoch wie ihre Vorgängerinnen im Krieg beschlagnahmt wurden. 1927 wurde Kastell zum Geistlichen Rat und 1940 zum Ehrendomkapitular ernannt. In der NS-Zeit musste Kastell Schikanen seitens der Gestapo ertragen (Verhöre, Zahlung von Sicherungsgeld, Verwarnung). Weil man aber seiner nicht recht habhaft werden konnte, verhaftete man seine Schwester für zehn Tage. In der Brandnacht 1944 wurden nicht nur die Kirche St. Ludwig und das Pfarrhaus zerstört, sondern auch die Gemeinde zerstreut. Von über 6.000 Mitgliedern waren nur noch etwa 120 in der Stadt geblieben. Vom 01.06.1945 bis zum 31.3.1956 hatte Kastell das Amt des Generalvikars des Bistums Mainz inne; von 1949 bis zu seinem Tod war er zudem Domdekan. Pius XII. ernannte ihn 1952 zum Apostolischen Protonotar. Auch während seiner Mainzer Amtszeit blieb Kastell St. Ludwig verbunden, u. a. wirkte er an der Rekonstruktion der Pfarrchronik von St. Ludwig durch Alfred Bang-Kaup mit.
Wilhelm Kastell liegt auf dem Mainzer Domfriedhof begraben.

Lit.: Die Pfarrchronik von St. Ludwig in Darmstadt 1790-1945, rekonstruiert von Alfred Bang-Kaup unter Mitwirkung von Wilhelm Kastell, Mainz 1957.