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Flugpostwochen

1912 auf Anregung des befreundeten Flugzeugkonstrukteurs August Euler von der Großherzoglichen Familie zugunsten der Großherzoglichen Zentrale für Mütter- und Säuglingsfürsorge in Hessen durchgeführte Wohltätigkeitsveranstaltung vom 10.-23.06.1912 (Reinerlös 35.000 Goldmark). Die zunächst nur auf eine Woche befristete Postkartenwoche hatte so großen Erfolg, dass auf persönliche Bitte von Großherzogin Eleonore von Hessen und bei Rhein die Veranstaltung um eine Woche verlängert wurde. Leutnant Ferdinand von Hiddessen mit dem Flugzeug Gelber Hund und auch das Zeppelinluftschiff „Schwaben“ (LZ 10) beförderten die bei den Luftpostämtern an den Flugplätzen aufgegebenen und mit einem Sonderstempel versehenen Postkarten zwischen Frankfurt/Main, Offenbach, DA, Worms und Mainz. Von dort aus wurden sie an jeden Ort im In- und Ausland weitergesandt. Durch die Genehmigungsverfügung des Kaiserlichen Reichspostamts Berlin war dies in Deutschland die erste amtliche Postbeförderung mit einem Flugapparat schwerer als Luft. Die Sendungen mussten mit einer eigens gedruckten Luftpostmarke versehen werden. Es wurden amtliche Postkarten (Grußkarten und Fotos der Großherzoglichen Familie) und private Karten, darunter auch drei Motive des Malers Eugen Bracht, verausgabt. Die Karten sowie die Luftpostmarken wurden in der Darmstädter Wittich’schen Hofbuchdruckerei gedruckt. Rote Flugpostkarten in einer Auflage von 2.000 Stück zählen heute zu den großen Raritäten. Am Ende der Veranstaltung wurden Restbestände der Briefmarken mit dem Aufdruck E.EL.P. versehen und ab dem 22.06.1912 verkauft. Sie dienten zur Teilnahme an einem Preisausschreiben. Die Abkürzung war zu raten und stand für „ex est Luftpost“. Unter den 600 Lösungskarten war nur eine richtige Lösung. Das Geheimnis lag in den absichtlich falsch gesetzten Punkten des Aufdrucks, der E.E.LP. hätte lauten müssen, was als zu leicht zu raten angesehen wurde.

Lit.: Fiebig, Burkhard/ Holtmann Annegret (Hrsg.): 100 Jahre Postflug. Ein Flug verändert die Welt. Der erste amtliche Postflug 1912, hrsg. im Auftrag des Fördervereins August-Euler-Luftfahrtmuseum e.V., Darmstadt 2012.