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Baur, Ludwig

Archivdirektor
* 11.04.1811 Darmstadt
† 25.05.1877 Darmstadt
Nach einer Ausbildung zum Verwaltungsjuristen in Gießen wurde Baur am 30.08.1836 zum Adjunkt (Gehilfen) in DA beim Geheimen Haus- und Staatsarchiv (Hessisches Staatsarchiv) und am 22.08.1838 zum Archivsekretär ernannt. Nach Tätigkeiten in den Registraturen des hessischen Außenministeriums und des Ministeriums des Innern und der Justiz (1839-43) wurde Baur am 22.02.1844 zum zweiten Archivar ernannt. Es folgten die Ernennungen zum Geheimen Archivar (28.09.1851), zum nebenamtlichen Direktor des Kabinettsarchivs (28.02.1853) und schließlich zum Direktor des Haus- und Staatsarchivs (23.02.1854). Am 06.07.1856 promovierte Baur zum Dr. jur. Am 17.08.1876 erfolgte auf eigenen Wunsch seine Versetzung in den Ruhestand. Anschließend wurde gegen Baur ein Verfahren wegen verschiedener Dienstvergehen eingeleitet, was vermutlich zu seinem Tod durch Selbstmord führte. Baurs Wirken als Archivar ist nicht unumstritten, so ließ er gegen durchaus vorhandenen Widerstand z. B. des Oberappellationsgerichts die hessischen Reichskammergerichtsakten weitgehend einstampfen. Auch bei weiteren Abgaben an das Darmstädter Staatsarchiv scheint Baur resolut kassiert, d. h. Akten vernichtet zu haben. Er führte 1850 für die Urkundenabteilung das „Ortsprinzip“ ein, indem er die Urkunden auf die Namen der Orte des Großherzogtums verteilte, ohne dabei deren Herkunft zu beachten. Schließlich erfolgte in den Jahren ab 1850 auch die ahistorische Umordnung aller Akten in 14 Sachabteilungen nach dem so genannten Pertinenzprinzip (Ordnung nach Betreff statt nach Herkunft bzw. Zuständigkeit). Baur gab somit dem Darmstädter Staatsarchiv die „bis heute im Kern beibehaltene innere Ordnung“. Zu seinen bleibenden Verdiensten gehört jedoch die Pubilikation „Hessische Urkunden“ (Darmstadt 1860-73), deren fünf Bände bis heute unverzichtbar sind und 1979 eine Neuauflage erlebten.

Lit.: Battenberg, Friedrich (Hrsg.): Die Bestände des Hessischen Staatsarchivs Darmstadt, Darmstadt 1997, S. 13-15; Leesch, Wolfgang: Die deutschen Archivare 1500-1945. Biographisches Lexikon, Bd. 2, München u. a. 1992, S. 51f.