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Deutsch-Baltische Landsmannschaft

Mit dem Hitler-Stalin-Pakt 1939 verloren ca. 65.000 Deutsch-Balten, vor allem aus Lettland und Estland, ihre Heimat. Nach dem Kriegsende 1945 gab es erste Versuche untereinander Kontakt herzustellen. 1946 kam es zur Gründung einer Selbsthilfeorganisation für Deutsch-Balten. Nach Gründung der Bundesrepublik entstanden in den einzelnen Bundesländern die ersten Deutsch-Baltischen Landsmannschaften, die Bundesorganisation wurde im November 1950 in Treysa gegründet. Am 06.10.1962 übernahm die Stadt DA die Patenschaft für die Deutsch-Baltische Landsmannschaft und stellte ihr die von Heinrich Metzendorf erbaute Villa im Herdweg 79, das Reinhard-Zinnkann-Haus (in DA besser bekannt unter dem Namen „Pillenburg“ oder „Haus Haardteck“) zur Verfügung, in dem die Geschäftsstelle der Landsmannschaft ihren Sitz fand. Daneben enthält es heute die Deutsch-Baltische Genealogische Gemeinschaft mit Arbeits- und Archivräumen, die Baltische Landeskundliche Sammlung mit mehrsprachiger Bibliothek, Zeitschriften und Tonträgern und den Deutsch-Baltischen Jugend- und Studentenring. Die Aufgaben der Deutsch-Baltischen Landsmannschaften haben sich im Laufe der Zeit gewandelt: Nach dem Zweiten Weltkrieg lag der Schwerpunkt der Arbeit in der sozialen Betreuung und in der geistigen Auseinandersetzung innerhalb der zerstreuten deutschbaltischen Volksgruppe, die nach Zusammenhalt und Bewahrung ihrer Identität strebte.

Seit der Selbstständigkeit der baltischen Staaten haben sich wiederum neue Aufgaben ergeben: Mehr als um die Pflege der Erinnerungen und Traditionen, geht es seit 1990 um die Gestaltung der Gegenwart und die Unterstützung des Baltikums auf seinem Weg nach Europa und in die Europäische Union. Die Aktivitäten der einzelnen Orts- und Bezirksgruppen bewegen sich vor allem im kulturellen, geselligen und sozialen Bereich mit Vorträgen, Dia-Abenden, Ausflügen und Bildungsreisen. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Kontakte zu Partnern im Baltikum: wissenschaftliche Zusammenarbeit auf kulturellem Gebiet, karitative Patenschaften zu Altenheimen, Krankenhäusern und Kinderheimen, Studenten-, Lehrer- und Schüleraustausch etc. Mit ehrenamtlichem und finanziellem Engagement wurden kulturelle Zentren, Sammlungen und Begegnungsmöglichkeiten geschaffen. Heute sind die Deutsch-Balten und ihre Nachkommen in ihre jeweilige Umgebung integriert, aber das Interesse an den Wurzeln und Traditionen ist geblieben.