Stadtlexikon Darmstadt

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Berth, Caspar

Darmstädter Original
* 13.03.1792 Bessungen
† 13.01.1865 Darmstadt
Der „Maler“ Caspar Berth, der Sohn eines Bessunger Webermeisters, war wegen seiner auffallenden Kleidung, seiner ungewöhnlich steifen Haltung und seines sonderbaren Wesens bei den Darmstädtern wohl bekannt. Stets trug er Frack, helle Steghose und Zylinder und spazierte mit dem Gehstock in der rechten Hand und der Zeichenmappe unter dem linken Arm durch DAs Straßen. Seine Kopfbedeckung zog er dabei tief ins Gesicht, angeblich um eine Narbe zu verdecken, die er von einem Selbstmordversuch davongetragen haben soll. Man erzählte sich, die Pistolenkugel habe ihm ein großes Loch in die Stirn geschlagen; seitdem sei er nicht mehr der Alte gewesen. Berth versuchte, seinen Unterhalt mit der Malerei zu verdienen. Mit wenig Talent porträtierte er unaufgefordert hoch stehende und wohlhabende Persönlichkeiten der Stadt und bot ihnen anschließend seine Machwerke zum Kauf an. Die Opfer griffen meist eilig zu, denn sie fürchteten den Spott der Öffentlichkeit. Berth lebte trotzdem in ärmlichen Verhältnissen und war abhängig von Gönnern, die im Gegenzug ihre Späße mit ihm trieben. So schenkte ihm der Apotheker Georg Liebig (1818-1870), der Bruder Justus Liebigs, die auffallenden Kleider, steckte ihm heimlich Liebesbriefe zu und verlieh ihm eine lederne Kunstmedaille.

Lit.: Esselborn, Karl: Darmstädter Originale, Darmstadt 1937, S. 55-57; Möbus, Walter: Bessunger Geschichten, Darmstadt 1993, S. 9f.