SS-General
* 13.05.1900 Darmstadt
† 15.07.1984 Rosenheim
Der Sohn eines Darmstädter Landgerichtsrats wollte wohl Offizier werden. Er meldete sich nach dem Notabitur 1917 als Fahnenjunker bei den 115ern, avancierte im Frontdienst zum Leutnant, gehörte nach Kriegsende dem Freikorps Hessen an und blieb noch bis 1920 in der nunmehrigen Reichswehr. Anschließend war er nach einer Banklehre im Hause Bethmann zunächst kaufmännisch tätig und nutzte dann den Geburtsnamen seiner Frau, einer Tochter des großherzoglichen Kabinettsdirektors Gustav von Römheld, um in München ab 1925 eine eigene „Annoncen-Expedition K.W./v.R.“ zu betreiben. Seit 1931 Mitglied von NSDAP und SS, kommandierte Wolff im März 1933 die Besetzung von Landtag und Staatskanzlei in München und wurde kurzzeitig Adjutant des Reichsstatthalters Ritter von Epp. In den Folgejahren machte „Wölfchen“ als enger Vertrauter Heinrich Himmlers, Chef des Persönlichen Stabs Reichsführer SS und Verbindungsmann zum Führerhauptquartier Karriere. Als SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS war er nach dem italienischen Umsturz 1943 nicht nur höchster SS- und Polizeiführer in Italien, sondern auch Stellvertreter von Generalfeldmarschall Kesselring als Militärbefehlshaber im rückwärtigen Heeresgebiet. Mit Kesselrings Wissen vereinbarte er Ende April 1945 mit US-Geheimdienstchef Allan Dulles in der Schweiz die vorzeitige Kapitulation der Italien-Front. Amerikanische Protektion ersparte ihm die Anklage in Nürnberg. Als „Mitläufer“ entnazifiziert, war er ab 1949 Generalvertreter für den Anzeigenbereich der „Revue“. 1962 wurde er erneut inhaftiert und wegen Beteiligung an der Judenverfolgung („Beihilfe zum Mord in mindestens 3000 Fällen“) zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt. Er kam jedoch schon 1969 wegen Haftunfähigkeit frei und lebte in der Folgezeit zumindest zeitweilig wieder in DA.
Lit.: Lang, Jochen von: Der Adjutant. Karl Wolff: der Mann zwischen Hitler und Himmler, München/Berlin 1985; Lilla, Joachim: Statisten in Uniform. Die Mitglieder des Reichstags 1933-1945. Ein biografisches Handbuch, Düsseldorf 2004, S. 1266-1268; Lingen, Kerstin von: SS und Secret Service. „Verschwörung des Schweigens“: Die Akte Karl Wolff, Paderborn u.a. 2010.