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Freund, Karl

Kunsthistoriker
* 09.07.1882 Nußloch
† 25.08.1943 Auschwitz
Der Sohn einer wohlhabenden jüdischen Familie kam 1891 nach DA, nachdem sein Vater eine Zigarrenfabrik in Pfungstadt übernommen hatte, und besuchte hier das Ludwig-Georgs-Gymnasium. Nach einem in Heidelberg, Berlin und München absolvierten Studium der Kunstgeschichte promovierte Freund 1906 über die „Wand- und Tafelmalerei der Münchner Kunstzone im Ausgang des Mittelalters“. 1910 trat er das Volontariat am Hessischen Landesmuseum an. Als späterer Kustos war er gleichermaßen für Gemäldegalerie, Skulpturen-Sammlung und Kunsthandwerk zuständig. Sein bevorzugtes Arbeitsgebiet war aber die Grafische Sammlung. In dem zwischen 1928 und 1931 erschienenen Mappenwerk „Stift und Feder“ veröffentlichte er erstmals 280 alte Zeichnungen aus dem Landesmuseum. Die sich hier erweisende Kennerschaft steht dabei nicht in Widerspruch zu seinem ausgeprägten, in dieser Zeit für einen Museumsmann keineswegs selbstverständlichen Interesse an der zeitgenössischen Kunst. Hiervon zeugten seine Erwerbungen, die zum großen Teil nach 1933 durch die „Aktion Entartete Kunst“ wieder verloren gingen, aber auch seine Ausstellungen, die den neuen Medien wie Plakat und Fotografie gewidmet waren. Für beide legte er den Grundstock für entsprechende Sammlungen, die leider den Krieg nicht überdauerten. Am 01.07.1933 wurde er als Jude aus dem Staatsdienst entlassen und durfte das Landesmuseum nicht mehr betreten. 1938 wurde er verhaftet, in das KZ Buchenwald gebracht und später wieder entlassen. Der Versuch, nach Amerika zu emigrieren, scheiterte. Im März 1943 wurde er erneut verhaftet und später nach Auschwitz verschleppt. Wenige Monate später ist er dort ermordet worden. Sein schriftlicher Nachlass, Zeugnis der vielseitigen Tätigkeit dieses nicht nur für DA bedeutenden Museumsmanns, wurde von seiner Frau, der Malerin Elisabeth Freund-Fischer, gerettet. Er wird im Hessischen Landesmuseum verwahrt.

Lit.: Bergsträsser, Gisela (Hrsg.): Forschen nach dem Sinn der Kunst. Texte aus dem Nachlaß von Karl Freund (Darmstädter Schriften 55), Darmstadt 1988; Karl Freund 1882-1943. Ein jüdischer Kunstwissenschaftler in Darmstadt, hrsg. von Elisabeth Krimmel (Schriften der Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen, Bd. 26), Wiesbaden 2011.